ORF - 1 LP - 0120 239

STEIRISCHER HERBST - Musikprotocoll 1977 - Graz, 9. bis 16. Oktober 1977








Roman HAUBENSTOCK-RAMATI (1919)
Concerto per archi (Ed. Hansen)

8' 52"

Sehr schnell · Langsam · Langsam · Senza Tempo



Kompositionspreis Musikprotocoll 1977 für österreichische Komponisten







Giuseppe SINOPOLI (1946)
Tombeau d'Armor II (Ed. Ricordi)

14' 47"

Kompositionsauftrag des ORF-Studios Steiermark







Kurt SCHWERTSIK (1935)
Romanzen im Schwarztinten-Ton & Der geblümten Paradies-Weis, Op. 31 (Ed. Boosey & Hawkes)

19' 40"

I. (verbissen) · II. Romanza · III. Vogellied · IV. Aubade · V. (verbissen)



Kompositionsauftrag des ORF Studios Steiermark







 
ZAGREBER SINFONIKER RTZ / Milan HORVAT, Dirigent (Haubenstock-Ramati)
POLNISCHES RADIO-SYMPHONIEORCHESTER KRAKAU / Giuseppe SINOPOLI, Dirigent (Sinopoli)
BUDAPESTER SYMPHONIKER / Ernst Kovacic, Violine / György Lehel, Dirigent (Schwertsik)
 






Luogo e data di registrazione
Graz (Austria) - 9-16 ottobre 1977

Registrazione: live / studio
live recording


Aufnahmenleitung
Dipl. Kpm. Michael Aggermann

Tontechnik
Ing. Friedrich Pilz (Haubenstock-Ramati & Sinopoli), Ing. Franz Neubauer (Schwertsik)

Prima Edizione LP
ORF | 0120 239 | 1 LP - 43' 19" | Musikprotocoll 1977 | Analogic

Prima Edizione CD
-

Note
Unverkäufliche Dokumentationsplatte















Giuseppe Sinopoli
geb. 1946 in Venedig. Studium (Komposition, Theorie) in Venedig, 1967/68 Teilnahme an den Darmstädter Ferienskursen für Neue Musik. 1972 am "Centre des recherches Musicales de la Wallonie" in Lüttich bei Henri Pousseur. Im selben Jahr Promotion zum Doktor der Medizin an der Universität Padua und Professor für zeitgenössische Musik an der Musikakademie in Venedig. 1973 Wohnsitz in Wien. Meisterkurse für Kompositions-technik und Werkanalyse in Siena. 1975 Fründung des Ensembles "Bruno Maderna", 1976 Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. Werke:
"Numquid et unum" für Cembalo und flöte, 1970;
"Opus Daletz" für Orchester, 1971;
"Opus Ghimel" für Kammer-orchester, 1971;
"Opus Schir" für Kammerorchester, 1972;
"Sunyata" für Streichquintett und Sopran, 1972;
"Per Clavicembalo", 1972;
"Doutes" für präpariertes Klavier, Flöte, Bratsche, drei Verstärkerkanäle und Tonband, 1960;
"25 studi su tre parametri", 1969;
"Musica per calcolatori analogici", 1969;
"Isoritmi", 1972;
"Sonata per Pianoforte", 1974
"Souvenirs a la Memoire", 1974;
"Klavierkonyert", 1975;
"Pour un livre a Venise", 1975;
"Requiem", 1976;
"Quartetto" (Streichquartett), 1977.

Giuseppe Sinopoli über "Tombeau d'Armor"
In "Tombeau" zeichnet sich eine konzessionslose Entscheidung ab: die Ablehnung einer progressistischen Konzeption von Kunst. Wenn das experimentelle Konsumdenken, das zwar bürgerlich ausgerichtet, aber mit modisch revolutionären Etiketten versehen und zum Zweck der besseren Absetzbarkeit eines Produkts mit dem ausgemergelten System des "letzten Schreies" verbündet ist - wenn dieses Konsumdenken die gleiche Beziehung zum Publikum voraussetzt, wie Fernseh-Publizität sue besitzt, so überdeckt die Progressivität die Ausarbeitungsverfahren des sogenannten "Klangmaterials", enthüllt sich die Frustration eines wissenschaftlichen Wunschdenkens, das mit triumphierendem Dilettantismus vorangetrieben wir.
Warum weiterhin nach Förmelchen des Schul-ABC etwas zusammenbauen, das man phänomenologisch nicht einmal zu überprüfen vermag? ... Schon haben wir den Bruch zwischen Schreibweise und Klangphänomen! Und mit dieser Vagantentheorie beschwichtigt jeder sein Gewissen, der Musik macht, ohne Musiker zu sein.
"Tombeau d'Armor II" ist ein Auftragswerk für das Musikprotokoll, wurde zwischen Januar and Juli 1977 geschrieben und ist Gerhard und Monika Rühm gewidmet. Diese Komposition für großes Orchester bildet den zweiten Teil, das heißt die Fortsetzung von "Tombeau d'Armor I" (1975), mit dem sie den Verzicht auf eine rein experimentelle Konzeption und die Hinwendung zu einer Psychoästhetik des individuums gemein hat. Das mag genügen als Hinweis für den Hörer, der intuitiv erfassen wird, was in der Komposition lebendig ist. Wenn für ihn jedoch nichts Lebendiges darin zu finden ist, so möge er mir verzeihen, denn so wörtlich wollte ich den Titel nicht verstanden wissen.