|
1 LP - C
91 100 - (p) 1961 |
 |
1 LP - 1
C 037-28 907 - (p) 1961 |
 |
1 CD -
CDZ 25 2239 2 - (c) 1990 |
 |
1 CD - 9
28341 2 - (p) & (c) 2013 |
|
POTSDAM - Am
Hofe Friedrich des Großen |
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Friedrich der
Grosse (1712-1784) |
Sinfonia für 2
Flöten, 2 Oboen, 2 Hörner in D,
Streicher & B.c. D-dur
(1742) |
|
|
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1.
Allegro assai
|
3' 45" |
A1
|
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2.
Andante (espressivo) |
4' 10" |
A2
|
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3.
Scherzando (Allegro) |
3' 23" |
A3
|
|
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|
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Carl Heinrich Graun
(1703-1759) |
Montezuma
- Oper |
|
|
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4.
Arie: Erra quel nobil
core che in sua bontà riposa (Pilpatoé) |
5' 03" |
A4
|
|
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|
Johann Joachim Quantz
(1697-1773) |
Konzert
für Flöte, Streicher & B.c.
e-moll |
|
|
|
5. Allegro ma non
troppo |
5' 46" |
A5
|
|
6.
Affettuoso |
4' 16" |
A6
|
|
7. Vivace |
4' 08" |
B1
|
|
|
|
|
Carl Philipp Emanuel
Bach (1714-1788) |
Concerto
a cembalo concertato, 2 Violini,
Viola e Basso d-moll Wq 23
(1748) |
|
|
|
8.
Allegro |
9' 15" |
B2
|
|
9.
Poco andante
|
7' 44" |
B3
|
|
10.
Allegro assai |
7' 14" |
B4
|
|
|
|
Karlheinz
Zöller, Flöte
(1-3,5-7)
|
Berliner
Philharmoniker |
|
Fritz Demmler, Flöte
(1-3)
|
Hans von Benda,
Leitung |
|
Wolfgang Meyer,
Cembalo (1-3,5-7) |
|
|
Pilar Lorengan,
Sopran (4) |
|
|
Werner Smigelski,
Cembalo (8-10) |
|
|
Heinz-Friedrich
Hartig, Cembalo ripieno (8-10) |
|
|
|
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|
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Luogo
e data di registrazione |
|
Gemeindehaus,
Berlin-Zehlendorf (Germania) -
febbraio e marzo 1961 |
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Registrazione:
live / studio |
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studio |
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Producer /
Engineer |
|
Fritz
Ganss / Gerd Berg / Christfried
Bickenbach / Horst Lindner |
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Prima Edizione
LP |
|
Columbia
- C 91 100 - (1 LP) - durata 55'
15" - (p) 1961 - Analogico |
|
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Altre edizioni
LP
|
|
EMI
Electrola - 1 C 37-28 907 - (1 LP)
- durata 55' 15" - (p) 1961 -
Analogico |
|
|
Edizioni CD |
|
EMI Electrola -
CDZ 25 2239 2 - (1 CD) - durata
55' 15" - (c) 1990 - ADD
EMI Music - 9 28341 2 - (1 CD) -
durata 55' 15" - (p) & (c)
2013 - ADD |
|
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Cover |
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Sansouci
- Erich von Johann Friedrich
Schlru
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SANSSOUCI
- Das Wunder von
Potsdam
Im Potsdam Friedrich des
Großen gab es eigentlich
zwei Höfe.
Die Königliche Residenz
inmitten der Stadt, am
Ufer der Havel. in guter
Nachbarschaft mit
Bürgern und Rathaus, mit
Nikolai-Kirche und dem
Exerzierfeld auf dem
Lustgarten. Sie lagen
dicht beieinander: der
Herkules, auf dem
Rathaus die Erdkugel
tragend: das Haus
Gottes, in dem Johann
Sebastian Bach vor
Friedrich musiziert
hatte; die
Bittschriftenlinde - und
das kahle, staubige Feld
der Soldaten, das
Reinhold Schneider
poetisch verklärt die
,Geburtsstätte einer
Macht' nannte. Im
Mittelpunkt dieser
Linien lag das Schloß.
Mit Tabakskollegium, der
Galerie der Langen
Kerle, den
Prunkgemächern Friedrich
des Großen - den
Zimmern, in denen
Napoleon gestanden, nur
zwanzig Jahre nach
Friedrichs Tod. Eine
Burg der Erinnerung,
verschönt durch Gregor
Memhardt und Andreas
Schlüter, später durch
Knobelsdorff in ein
neues Gewand gehüllt.
Heute bis auf den
letzten Stein
verschwunden.
Abseits von diesem etwas
strengen Königlichen
Hofe liegt noch heute
fast ganz unversehrt das
andere Potsdam -
Sanssouci. Das Schloß
auf dem Weinberg,
eingesponnen von einem
weiten Park, an dessen
Rückwand, nach Bornstädt
hin, Generationen von
Sanssouci-Gärtnern ihren
letzten Schlaf halten.
Von Sanssouci aus fällt
der Blick auf die Stadt
Potsdam und die
Havelniederung, findet
zurück zu den
verschlungenen Wegen des
Parks, zum Chinesischen
Häuschen, zum
Antiken-Tempel, zur
Bilder-Galerie, tastet
sich zu der trotzigen
Steinmasse des Neuen
Palais, auf dessen
Kuppel, dem Volksmunde
nach, die Pompadour,
Maria Theresia und die
Zarin Elisabeth von
Rußland die Krone
Preußens zur Sonne
emporheben. Von Potsdam
aus wurde - nach einem
Wort Theodor Fontanes -
Preußen aufgebaut, von
Sanssouci aus
durchleuchtet.
Die Welt Sanssouci
umspannt nur einen
kleinen Zeitraum, knappe
vier Jahrzehnte. Am 1.
Mai 1747 speiste der
König erstmals mit
seinem Hofe im
Marmorsaal des neuen
Lustschlosses und am 17.
August 1786 hauchte er
in dem gleichen Hause in
den Armen seines
Kammerhusaren Strutzki
sein Leben aus.
Zwischen 1747 und 1786
liegen Kriege und Nöte,
Berge von Schicksal -
und Glück- und der
Anbruch einer neuen
Zeit. Einer höchst
wechselvollen und
stürmischen Zeit.
Irgendwo im Bayerischen
formte Franz Anton
Bustelli seine
zierlichen
Porzellan-Figuretten. In
Frankfurt wurde Goethe
geboren. Winckelmann
rüstete sich zu seiner
Italienfahrt - und
Mozart besuchte gleich
nach Friedrichs Tod
Potsdam, hinterließ aus
der „Zauberflöte“ die
Papageno-Arie, die
leicht variiert bis in
unsere Tage in Potsdam
widerklang. Als
Glockenspiel vom Turm
der Garnisonkirche
herab: "Üb' immer Treu'
und Redlichkeit".
Dazwischen
wetterleuchteten die
Schlesischen Kriege.
Leuthen und Torgau.
Kolin und Kunersdorf.
Dazwischen lauert das
Lächeln der Barbarina -
und am Ende der Blick
Mirabeaus, der als
letzter zur Audienz
vorgelassen wurde und
eiligst seiner Königin
Maria Antoinette
meldete, mit dem König
von Preußen ginge es zu
Ende. Sanssouci, die
Welt Friedrich des
Großen, ist erfüllt von
tiefer Musikalität. Das
ist das eigentliche
Wunder von Potsdam.
Sanssouci war in alten
Tagen ein Weinberg, weit
vor der Stadt, wild,
wüst, nur wenig
umleuchtet von
Geschichte. Irgendwo am
Fuße des Berges ließ
sich der Soldatenkönig,
Friedrich Wilhelm I.,
der Vater, eine einfache
Hütte bauen, züchtete in
einem kleinen Garten
Kohl und Spargel, schob
dicht dabei, wenn er
glänzender Laune war,
polternd Kegel. Und
nannte das Fleckchen,
mit leisem Spott auf
Ludwig XlV., „mein
Marly“.
Nur wenn er glänzender
Laune war und nicht mit
dem Sohne zürnte, ihm
schrieb: „sein
eigensinniger böser
Kopf, der nicht seinen
Vater liebt“. Wenn er
ihm nicht die Flöte
entriß und in die Ecke
warf. Und dabei doch,
wenigstens für sich,
lächelte. Denn er
selbst, der
ungeschlachte, wilde,
grobe, aber zugleich
tiefreligiöse Mann war
in seiner eigenen Jugend
ein begnadeter
Flötenspieler. Ja, wenn
der Sohn ihn vielleicht
darum gebeten hätte!
Aber Heimlichkeiten -
und hinter seinem
Rücken? Nein! „Ein
Prinz, der die Flöte gar
so schön spielt, wird
nachher den Degen um so
schlechter führen." Er
zerriß die Notenblätter.
Vielleicht tat es ihm
weh. Genau wie es ihm
leid tat, daß der Katte
starb, „damit die
Gerechtigkeit nicht aus
der Welt käme“.
Aber trotz allem, trotz
Ungnade des Vaters,
trotz Spott der
Königlichen Offiziere
(die aber insgeheim doch
schon mit der „künftigen
Sonne tramierten“),
trotz Küstrin, blieb die
Musikalität in Friedrich
hellwach.
Sie starb nicht. Sie
konnte nicht sterben.
Sie blühte und wuchs.
Und sie feierte nach der
langsam wiederkehrenden
Huld des Königs leise
Triumphe in Amalthea,
dem Gartenhause vor den
Wällen Ruppins. Und sie
erlebte rauschende Feste
- später in Rheinsberg.
Noch vor dem ersten
stürmischen
Huldigungsbrief an
Voltaire rief Friedrich
sich Carl Heinrich Graun
nach Ruppin und
Rheinsberg. Graun blieb
bis an sein Ende in der
Nähe und Gnade seines
Königs. Gleich nach der
Thronbesteigung
Friedrichs wurde er zum
Königlichen
Kapellmeister ernannt
und mit dem Aufbau der
Oper in Berlin betraut.
Seine vielfältige
Arbeit, Grimm während
der Kampagnen,
Eifersüchteleien mit
Friedrichs
Schatullverwalter
Fredersdorff - das alles
ließ ihm Zeit für
zahlreiche und noch
heute lebende
Kompositionen,
Graun kam fast zur
gleichen Zeit mit dem
Offizer Georg Wenzeslaus
von Knobelsoorff nach
Rheinsberg, der sein
Patent alsbald an den
Nagel hängte und als
Baumeister in die
Dienste Friedrichs trat.
Er verwandelte die
Wasserburg Rheinsberg in
ein heiteres Chateau,
mit Kolonnade, zwei
Rundtürmen mit stumpfen
Helmen. Er zauberte in
das große Haus einen
lichten Musiksaal, dazu
ein winziges
Turmkabinett, mit dem
Blick auf den See, ein
Zimmerchen, das Jahre
später in der runden
Bibliothek von Sanssouci
wiederkehrte. Friedrich
hat nach ganz
glaubhaften Berichten
lange gezögert, seine
Residenz von Rheinsberg
nach Potsdam zu
verlegen. Und er tat es
nur mit Ieisem
Mißvergnügen. Potsdam
war Glanz und Welt und
Mittelpunkt. Das Herz
Preußens. Rheinsberg war
Ruhe, Friede - ein
Lieblingsplatz der
Musen.
Friedrich hat Rheinsberg
später nie
wiedergesehen. Aber er
hat einiges aus der
Stille der stillsten
Grafschaft Brandenburgs
mit hineingenommen in
die stürmische Welt
Potsdams: den Glauben an
die Gerechtigkeit und
die Liebe zur Musik.
Zu seinen ersten
Entschlüssen als König
gehörte die Ordre an das
Geistliche Departement:
„Die Religionen Müssen
alle Toleriret werden,
damit keine der anderen
Abbrug tuhe.“ Und zu den
ersten, die er an seinen
neuen Hof band, gehörte
der dritte Sohn Johann
Sebastian Bachs, Carl
Philipp Emanuel. In
Weimar geboren, an der
Thomasschule in Leipzig
erzogen, von Johann
Sebastian selbst
ausgebildet, kam er nach
kurzem Jurastudium in
Leipzig und Frankfurt an
der Oder 1738 nach
Berlin. Er hielt durch
siebenundzwanzig Jahre
dem König die Treue, bis
er 1767 nach Hamburg
ging.
Ein Künstler späterer
Zeit setzte ihm ein
bleibendes Denkmal:
Menzel in dem berühmten
Gemälde vom
Flötenkonzert zu
Sanssouci. Da steht im
kerzenerfüllten
Musiksalon Friedrich vor
einem Notenpult, die
Flöte am Mund; am
Spinett, nur auf das
Zeichen zum Einsatz
wartend, sitzt Philipp
Emanuel Bach. Ringsum
gruppiert Musikanten und
Hofgesellschaft. Unter
einem Spiegel, ganz im
Hintergrund des Bildes,
die Markgräfin von
Bayreuth, der zu Ehren
konzertiert wurde. Und
etwas weiter vorn, der
König kehrt ihr den
Rücken zu, sitzt die
Prinzessin Amalie.
Damen am Hofe Friedrich
des Großen gehören zu
den Seltenheiten. Das
Schloß Ohne-Sorgen war
der einzige frauenlose
Hof Europas. Noch nicht
einmal die Gemahlin des
Königs hat je ihren Fuß
über die Schwelle von
Sanssouci gesetzt. Im
Norden, weit vor den
Toren Berlins, lebte sie
in Niederschönhausen.
Halbvergessen, fast
verstoßen, belächelt. In
Sanssouci, in seiner
Welt, umsponnen von den
Bildern Watteaus und dem
Klagen der Flöte, die
wie verloren zwischen
den Schlachten klang,
wollte er sich selbst
leben.
Er hatte sich Sanssouci
ertrotzt. Den ersten
Entwurf mit Terrassen
und Rundpavillon selbst
gezeichnet. Sich mit
Knobelsdorff erzürnt,
weil der ein
Kellergeschoß unter das
Schlößchen setzen
wollte. Und er hatte
eifersüchtig gewacht,
daß ihm niemand sein
Schloß Ohne-Sorgen
streitig machte.
Irgendwo aus dem
Feldlager zwischen Neiße
und Mollwitz erließ er
den Befehl zur
Grundsteinlegung. In den
schlaflosen Nächten
schrieb er Ordres,
Balken anzufahren und
Steine, zeichnete Pläne,
wie er sich den Park
dachte, die Kabinette,
die Gastkammern, das
Zimmer Voltaires, die
Bibliothek, den
Musiksalon.
Er wies die Stellen, wo
die Bilder Antoine
Pesnes hängen sollten.
Wo und in welcher Manier
er die Deckengemälde
wünschte - auch von
Pesne, der schon dem
ersten König in Preußen
gedient hatte, Friedrich
I., dann dem Vater,
Friedrich Wilhelm I.,
und der ein wunderliches
Bild hinterließ: Empfang
in Monbijou an der
Spree. Der Soldatenkönig
und - vor ihm
aufmarschiert, wie
Grenadiere - die Königin
mit ihren Kindern, den
kleinen Prinzessinnen
und Prinzen. In
Sanssouci freilich
hingen andere Motive,
heitere. Immer wieder
die Barbarina. Der König
lockte sie mit List nach
Berlin. Überhäufte sie
mit Gunst. Dann war der
Tag endlich heran. Die
Einweihung. Der König an
der Festtafel - auch das
hat Menzel hinterlassen.
Die Windspiele streichen
herum. Am Tisch
Friedrich und Voltaire,
Algarotti, D'Argens und
La Mettrie. Die Türen
weit offen mit dem Blick
in den Park. Und
zwischen den Stühlen
immerwieder die
Windspiele. Die er
liebte und denen er,
ganz nah der Bibliothek,
eine Gruft weihte. Sie
hatte er immer vor
Augen, stand er am
Fenster.
Er liebte diese
zierlichen Tiere wie
seine Flöte. Die er
endlich doch aus der
Hand legen mußte.
Solange auch Johann
Joachim Quantz bei ihm
blieb. Aus dem
Hannoverschen kam er zu
ihm, vielgereist und
voll sprudelnder
Vitalität. Er blieb bis
zum Tode in Preußen. Und
hinterließ Schränke voll
Kompositionen.
Die Musikalität blieb
Sanssouci treu. In der
Erinnerung. In einem
vielleicht etwas
verklärten Bilde. Aber
sie ging nie verloren.
Noch unter Friedrich
Wilhelm IV., der als
einziger Preußischer
König hernach in
Sanssouci residierte,
wurde der Faden neu
geknüpft: Felix
Mendelssohn-Bartholdy
zog ein als Gast am
alten Hofe Friedrich des
Großen. Die Melodien
schwangen weiter. Und
sie klingen als
geistiges, als
kulturelles und in einem
ganz übertragenen Sinne
auch als sittliches
Denkmal bis in unsere
Tage hinein.
Hans-Ulrich
Engel
Friedrich der Große
Die musikalische
Ausbildung Friedrichs
II. von Preußen
(1712-1786) beginnt im
7. Lebensjahr mit
Unterricht im
Generalbaßspiel und im
vierstimmigen Satz. Die
wesentlichen Lehrer
werden später Johann
Joachim Quantz, mit dem
er seit 1728 in enger
Verbindung steht, und
Carl Heinrich Graun, den
er - noch als Kronprinz
- 1735 als Dirigent und
Kompositionslehrer
verpflichtet. Die
Ausbildung wird immer
wieder gestört durch die
Unduldsamkeit des
herrischen Vaters (nach
1728 verbietet er gar
jede musische
Betätigung). Erst nach
der Thronbesteigung am
31. Mai 1740 kann
Friedrich den Wunsch
verwirklichen, seiner
Residenz einen
künstlerischen
Schwerpunkt zu geben.
Carl Philipp Emanuel
Bach wird als 1.
Cembalist verpflichtet.
Doch die Bedeutung des
zweiten Bach-Sohnes hat
Friedrich nie recht
erkannt. Der König ist
ein zwar ernst zu
nehmender Dilettant,
aber sein Geschmack ist
einseitig. Unter seinem
Geschmacksdiktat und
infolge der Belastungen
durch Kriege wird eine
lebendige Entwicklung
nur für kurze Zeit
möglich. Der bedeutsame
Aufschwung liegt nach
dem Frieden von Dresden.
In diese Zeit fällt die
Eröffnung der
neuerrichteten Berliner
Oper (1742). Am 7. Mai
1747 findet die
denkwürdige Begegnung
mit dem großen Johann
Sebastian Bach statt
(„Das musikalische
Opfer“). 1756 wird die
Oper für über acht Jahre
geschlossen. Das
Kunstinteresse des
Königs läßt nach. Die
kompositorische
Tätigkeit hört bald ganz
auf. Die Musikabende
erstarren in
Eintönigkeit.
Die Sinfonia in D-dur
(für 2 Flöten, 2 Oboen,
2 Hörner und Streicher
mit unterstützendem
Cembalo) entstand
wahrscheinlich 1742. Die
Satzfolge zeigt die von
Friedrich bevorzugte
dreiteilige Form:
schnell -langsam -
schnell. Das Vorbild
seiner Lehrer Quantz und
Graun ist unverkennbar.
Der brillant angelegte
erste Satz entwickelt
sich großzügig und
breitflächig aus
mehreren
Themenkomplexen.
Gegenüber der Eleganz in
der melodischen
Erfindung bleibt die
harmonische Entwicklung
allerdings recht
einfach, ein Zug, der in
fast allen Kompositionen
des Königs festzustellen
ist. Als Flötist
empfindet Friedrich mehr
in der melodischen Linie
als in harmonischen
Strukturen. Das zeigt
besonders der langsame
zweite Satz. Die Melodik
ist ganz auf die
Eigenart der solistisch
musizierenden Flöten
abgestimmt. Im Wechsel
der parallel geführten
oder einander
antwortenden Flöten wird
er beherrscht von dem
empfindsamen
Ausdruckscharakter jener
Zeit. Es gibt wenige
langsame Sätze unter den
Kompositionen
Friedrichs, die bei
größter Sparsamkeit des
Instrumentariums - nur
die beiden Violinen
begleiten unisono - eine
solche Geschlossenheit
und Dichte aufweisen.
Eine kurze
Schlußkadenzierung,
ausgeführt von den
Holzbläsern und
Streichern, bildet den
Absprung für den letzten
(Rondo-)Satz. Er ist
heiter, beschwingt, in
der Thematik die
unbeschwerte
Spielfreudigkeit des
Rokokos betonend. Ein
formal klar gegliederter
Satz, der die
Möglichkeit wechselnder
Gruppierung der
Instrumente ausnutzt.
Die Flöten bereichern
das
Gesamtinstrumentarium
durch ihren Glanz.
Carl Heinrich Graun
Carl Heinrich Graun
wird, als jüngster von
drei sehr musikalischen
Brüdern, 1703 in
Wahrenbrück (Sachsen)
geboren. Seit 1714
Schüler der Kreuzschule
in Dresden, treibt er
schon früh Gesangs- und
Kompositionsstudien.
1725 wird er als
Tenorist an die
Braunschweigische
Hofoper verpflichtet.
Bereits nach zwei Jahren
rückt er dort zum
Vizekapellmeister auf.
1733 komponiert er
anläßlich der Vermählung
des Kronprinzen
Friedrich von Preußen
mit der Prinzessin
Elisabeth Christine von
Braunschweig-Bevern die
Oper „Lo specchio della
Fedeltà“. Daraufhin
verpflichtet ihn
Friedrich als Komponist
und Tonsatzlehrer. Eine
feste Bindung erfolgt
aber erst 1736, nachdem
die Braunschweiger
Kapelle aufgelöst wird.
Die neuerbaute Berliner
Oper wird im Dezember
1742 mit Grauns „Caesar
und Cleopatra“ eröffnet.
Graun stirbt, 55jährig,
an einer „hitzigen
Brustkrankheit“, die ihn
auf die Nachricht von
der Niederlage
Friedrichs II. bei
Züllichau befallen haben
soll. Noch zu seinen
Lebzeiten wurde er durch
die Aufnahme in die
„Societät der
musikalischen
Wissenschaften“ geehrt.
Carl Heinrich Graun war
ein sehr empfindsamer,
stiller Mann, kein
selbständiger,
origineller Kopf. Seine
sechs in Braunschweig
geschriebenen Opern
verraten noch
Experimentierfreudigkeit;
aber bald verschreibt er
sich ganz dem
italienischen Stil. Und
seine für Friedrich II.
geschriebenen 27 (!)
Opern verknöchern mehr
und mehr in erstarrten
Formen. Lediglich die
Oper „Montezuma“
zeichnet sich durch die
Befreiung von der
üblichen starren
Opernform aus; ihr
Textbuch stammt von
Friedrich II.; am 6.
Januar 1755 wird die
dreiaktige „Tragedia per
musica“ uraufgeführt.
Die Arie „Ach, ein zu
edler Mut irrt oft“ ist
zweiteilig, eine Form,
der Friedrich den Vorzug
vor der dreiteiligen
Dacapo-Arie gab. Ihre
schlichte melodische
Führung bestätigt Graun
als den Komponisten
empfindsamer, „rührender
und flehender“ Melodik.
Die Arie beginnt- dem
damaligen Zeitstil
entsprechend - mit den
Seufzerbildungen des
lombardischen Rhythmus,
der in vielen
Kompositionen Grauns
anzutreffen ist. Sie
beherrschen in
abgewandelter
rhythmischer Form den
ganzen ersten Teil der
Arie und greifen auch in
den zweiten Teil
(Allegro) über. Selbst
in diesem gesteigerten
Tempo sind Schlichtheit
des Ausdrucks und
gesangliche Einfachheit
Merkmale der melodischen
Führung. Sie behauptet
sich auch zum Schluß hin
gegen die erregten
Einwürfe des
begleitenden
Streichorchesters. Die
Harmonik wird zwar durch
gelegentliche
chromatische Führungen
gespannt, verzichtet
aber auf
außergewöhnliche
Akzentuierungen. Graun
lehnt nämlich „das
scharfe musikalische
Gewürz“ ab. Das Vorspiel
der Arie nimmt die
Anfangstakte des
langsamen ersten Teils
voraus; das Nachspiel
orientiert sich an den
Schlußtakten des
Vorspiels und schließt
mit scharf punktierten
Rhythmen.
Johann Joachim Quantz
Als Johann Joachim
Quantz (geb. 30. Januar
1697 in Oberscheden bei
Göttingen, Sohn eines
Hufschmieds) zum
erstenmal vor dem
Kronprinzen Friedrich
von Preußen spielt,
beginnt eine
Freundschaft, die ihn
bis an sein Lebensende
an den Hof Friedrichs
bindet. Quantz'
musikalische Anlagen
zeigen sich früh. Die
Lehrzeit führt ihn über
Merseburg (Oheim Justus
Quantz), Radeberg, Pirna
nach Dresden. Bis 1718
ist er dort in der kgl.
polnischen Kapelle
Violinist, Oboist und
Trompeter. Nach
Unterrichtung durch den
Flötisten Buffardin wird
die Flöte alleiniges
Instrument, das er bald
virtuos beherrscht. Auf
vielen Reisen nach
Italien (Begegnung u. a.
mit Scarlatti und
Vivaldi), Genf, Lyon,
Paris und London schult
er seinen Geschmack und
nimmt, begabt mit
schneller
Auffassungsgabe und
kritischem Verstand, das
Neue begierig auf. 1741
akzeptiert er das mit
2000 Talern Gehalt
dotierte glänzende
Angebot Friedrichs II.,
Kammermusikus und
Hofcompositeur zu
werden. Friedrich ehrt
den Freund nach dessen
Tode (12. Juli 1773 in
Potsdam) durch Stiftung
eines Denkmals.
Quantz ist der
hervorragende Vertreter
des Berliner galanten
Stils. In seinem
bedeutenden „Versuch
einer Anweisung die
Flöte traversière zu
spielen“ wird deutlich,
mit welcher
Folgerichtigkeit er
diesen Stil anstrebt,
der unparteiisch
französischen Esprit und
italienische
Sinnenfreudigkeit in die
deutsche Musik
einbezieht. In seinen
300 Flötenkonzerten und
200 anderen
Kompositionen ist er
allerdings nicht
Vollender, aber ein
ernst zu nehmender
Wegbereiter. Vor allem
in den langsamen Sätzen
verwirklicht er die
Forderung nach beseeltem
Ausdruck. So in dem
„Affetuoso“
überschriebenen
Mittelsatz seines
Flötenkonzerts in
e-moll. Hier zeigt er
sich als Meister des
zärtlich singenden
Instrumentalstils, mehr
denn in den schnellen
Ecksätzen, die sich nie
ganz vom italienischen
Vorbild zu lösen
vermögen. Trotzdem
vermeiden auch sie die
Überladenheit mit
übertriebenem Zierwerk -
ein typischer Wesenszug
für die nach
Schlichtheit strebende
Berliner Schule. Der
erste Satz des
Flötenkonzerts, in der
Frühform des klassischen
Sonatensatzes
geschrieben, zeigt
Quantz als Meister des
virtuosen Flötensatzes.
Der dritte Satz bleibt
zwar ein wenig in der
Starrheit von
Sequenz-Schablonen
hängen, ist aber mit
seinem Rondocharakter
ein vitales,
musikantisches
Schlußstück. Einige
seiner Episoden deuten
bereits auf das
„singende Allegro“ der
späteren klassischen
Zeit hin.
Heinz
Friedrich Hartig
Der Barock-Traverso
Die erste Begegnung
zwischen Johann Joachim
Quantz und dem
Kronprinzen Friedrich
von Preußen fand im
Jahre 1728 statt, als
Quantz im Gefolge August
III. von Sachsen nach
Berlin kam. Friedrich
empfing von dem
berühmten Virtuosen, bei
dem er einige
Unterrichtsstunden nahm,
einen so nachhaltigen
Eindruck, daß er ihn
1741 als königlichen
Kammermusikus an seinen
Hof berief. Für Quantz
erfüllte sich damit ein
lang gehegter Wunsch.
Nachdem er viele Jahre
lang durch Europa
gereist war, konnte er
nun in der Potsdamer
Zurückgezogenheit seine
Erfahrungen verarbeiten.
Bis zu seinem Tode 1773
blieb er Lehrer und
Freund seines Königs,
und nicht zuletzt auf
seinen Einfluß mag
Friedrichs konservativer
Geschmack in allen
musikalischen Fragen
zurückzuführen sein. ln
den rund dreißig
Potsdamer Jahren
entstanden ein großer
Teil der Quantz'schen
Kompositionen, eine
Reihe von Verbesserungen
am Instrument und der
bedeutende „Versuch
einer Anweisung die
Flöte traversière zu
spielen“, den Quantz
1752 erscheinen ließ,
seinem „allergnädigsten
Könige und Herrn“
gewidmet. Mit diesem
Lehrbuch haben wir nicht
nur eine der ersten
umfassenden
Flötenschulen, sondern
es vermittelt darüber
hinaus eine genaue
Vorstellung von der
Aufführungs-praxis und
dem Musizierstil jener
Zeit. Durch seine
Virtuosität, seine
Lehrtätigkeit und vor
allem durch dieses
theoretische Werk, in
dem er gleichsam die
Summe seiner
musikalischen und
pädagogischen
Erfahrungen zog, wurde
Quantz zum eigentlichen
Begründer des deutschen
Flötenspiels.
Der Barocktraverso war
ein konisch gebohrtes,
diatonisches instrument,
das aus drei, vier und
machmal auch mehr Teilen
bestand. Die
auswechselbaren
Mittelstücke dienten
dazu, die Stimmung, die
damals Schwankungen bis
zu einer Terz unterlag,
dem von den
Musizierenden jeweils
vereinbarten Kammerton
anzupassen. Quantz ist
wahrscheinlich die
Einführung des
Stimmzuges (die sich
nicht erhalten hat) und
des beweglichen
Korkverschlusses am
Kopfstück zuzuschreiben.
Ebenso fügte er der bis
dahin einzigen Klappe,
der dis-Klappe, eine
zweite für das es hinzu.
Dadurch sollte es dem
Spieler gelingen,
sauberer zu intonieren,
denn in der damals noch
allgemein gebräuchlichen
mitteltönigen Temperatur
waren dis und es
keineswegs dieselben
Töne wie in der heutigen
"wohltemperierten"
Stimmung. - Das
Material. aus dem die
Flöten hergestellt
wurden, war Buchsbaum,
Ebenholz oder
Grenadilleholz, auch
Elfenbein wurde verwandt
und war beliebt. Einige
Sammlungen besitzen noch
schöne, zum Teil reich
verzierte Instrumente
aus jener Epoche.
Die Mitte des 18.
Jahrhunderts - zugleich
Höhepunkt und Ausklang
des Barockzeitalters -
war für die Querflöte
und ihre Literatur eine
bisher nicht wieder
erreichte Blütezeit,
denn für das Spätbarock
mit seinem Streben nach
subjektivem Ausdruck
wurde sie das ideale
Medium musikalischen
Empfindens. So ist es
auch zu verstehen, daß
die Querflöte die
Blockflöte rasch aus
ihrer Vorherrschaft
verdrängen konnte und in
kurzer Zeit ein sehr
begehrtes Instrument bei
Musikern und Liebhabern
wurde. - Da der
Querflötenton
unmittelbar erzeugt, d.
h. ohne Block und
Kernspalte von den
Lippen des Bläsers auf
die offene Mundlochkante
projiziert wird, ist ein
ganz besonders inniges
Verhältnis von Spieler
zum Instrument möglich,
das wiederum die
Fähigkeit zur direkten
Aussage seelischer
Vorgänge in sich birgt.
Der menschlichen Stimme
vergleichbar läßt sich
der Flötenton formen,
färben, variieren und
einem jeweiligen
musikalischen Anliegen
entsprechend gestalten.
Dieser Ausdrucksreichtum
ist es vor allem, der
seit den Tagen Friedrich
des Großen immer wieder
Spieler und Zuhörer in
den Bann des königlichen
Instrumentes zieht und
sie dazu verlockt, sich
dem magischen Zauber des
Flötenklanges zu
verschreiben.
Gertrud
Müller-Crone
Carl Philipp Emanuel
Bach
Carl Philipp Emanuel
Bach, als 1. Cembalist
seit 1740 fest in den
Friederizianischen
Musikkreis verpflichtet,
wurde am 8. März 1714
als zweiter der
überlebenden Söhne von
Johann Sebastian Bach
und dessen erster Frau
Maria Barbara in Weimar
geboren. Er wächst
zunächst in Köthen auf,
besucht seit 1723 die
Thomasschule in Leipzig
und wird 1731 an der
dortigen Universität für
das Rechtsstudium
immatrikuliert. Nach
anschließendem Studium
an der Universität
Frankfurt an der Oder
(ab 1734) bricht er
seine Bemühungen um die
Rechtswissenschaft ab
und nimmt 1738 die
Berufung nach Ruppin an
den Hof des Kronprinzen
Friedrich von Preußen
an. Die Jahre am Hofe
müssen für ihn recht
quälend gewesen sein.
Friedrich hat die
Bedeutung Philipp
Emanuels kaum erkannt
und seinen stürmerisch
drängenden Geist eher
als lästig empfunden.
(Es ist verbürgt, daß
noch 1753 das ohnehin
geringe Anfangsgehalt
nicht erhöht war.) 1768
gelingt ihm der Wechsel
nach Hamburg.
Er wird dort, als
Nachfolger Telemanns, am
19. April feierlich in
das Amt des
Musikdirektors der
Hansestaft einge führt.
Hochangesehen als
glänzender Improvisator,
Komponist und Dirigent,
stirbt er dort am 14.
Dezember 1783 an einer
Brustkrankheit.
Carl Philipp Emanuel
Bach ist der erste
Individualist in der
Musik. Von Bachs Söhnen
wirkt er am stärksten
auf die Entwicklung der
klassischen Musik ein.
Der Schwerpunkt liegt
dabei nicht so sehr in
der Form, als vielmehr
in der Intensivierung
des Ausdrucks, der
Kühnheit seiner Harmonik
und Rhythmik. In der
Kraft der Aussage und in
seiner völlig neuen
Durchführungstechnik
weist Philipp Emanuel
Bach direkt auf
Beethoven hin (der
seinen „Versuch über die
wahre Art, das Clavier
zu spielen“
außerordentlich
geschätzt hat). Auch im
Concerto d-moll für
Cembalo und Streicher
ist die starke Hand des
Neuerers spürbar. Hier
zeigt sich, wie weit die
musikalische Sprache
Carl Philipp Emanuel
Bachs bereits von der
üblichen Manier entfernt
ist. Der erste, der
Sonatenform angenäherte
Allegro-Satz beweist
schon in der über zwei
Oktaven reichenden
Weiträumigkeit des
Hauptgedankens den Griff
des musikalischen
Stürmers und Drängers.
Außergewöhniich ist die
Verarbeitung dieses
Themas, das in immer
neue harmonische
Beziehungen gebracht
wird. Dem dramatisch
gehaltenen ersten
Themenkomplex stehen
gesanglich gehaltene
Themengruppen gegenüber,
die meist vom
unbegleiteten
Soloinstrument getragen
werden. - Erstaunlich
und kühn für die
damalige Zeit beginnt
der im Zeitmaß „Poco
Andante“ stehende zweite
Satz. Seine Grundtonart
wird erst im 17. Takt
erreicht. Bis dahin
bleibt er in Tonbereiche
gespannt, die über und
unter der eigentlichen
Grundtonart liegen. In
diesem Satz wird dann
dem Soloinstrument die
stärkste musikalische
Aussage übertragen. In
freier Liedform
angelegt, ist er ein
Zwiegesang zwischen dem
konzertierenden Cembalo
und dem Streicherkörper.
- Ein Allegro assai
beschließt das Konzert,
ein vielteiliges Rondo,
dessen Hauptthema seinen
Impuls aus dem ersten
Satz erhalten zu haben
scheint. Spielfreudig,
voller Vitalität
überrascht es, ebenso
wie die anderen Sätze,
durch seine Phantasie
und Neuartigkeit in der
Verarbeitung des
musikalischen Materials.
Heinz
Friedrich Hartig
(EMI
Electrola 1 C 037-28
907)
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