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1 LP -
C 91 114 - (p) 196_
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LUDWIGSBURG - Am
Hofe des Herzogs Karl Eugen von
Württemberg |
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Johann Florian Deller
(1729-1773) |
Suite aus dem
Ballett "Orfeo ed Euridice" (1763)
- in DDT Band 43/44, heraugegeben
von H. Abert, Leipzig 1913
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17' 26" |
A1
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- Sinfonia (Allegro
assai) · Larghetto · Adagio ·
Adagio-Rondo ·
Allegro-Andante-Allegro · Chaconne
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Consortium
musicum
Helmut Hucke, Oboe |
Walter Thoene, Cembalo
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Niccolò Jommelli
(1714-1774)
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Misera!
Ea chi pietade non fariano i miei
casi? spargero d'amare lagrime - in DDT Band 32/33,
herausgegeben von H. abert, Leipzig
1907 |
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11' 13" |
A2 |
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Rezitativ
und arie der Libya aus der Oper
"Fetonte" (1753 [68])
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Edith Mathis, Sopran |
Südwestdeutsches
Kammerorchester
| Wolfgang
Gönnenwein,
Dirigent
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Johann Rudolf Zumsteeg
(1760-1802) |
Konzert
für Violoncello und Orchester
Es-dur - (Manuskript) |
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24' 38" |
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-
Allegro
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10' 34" |
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B1 |
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-
Adagio |
6' 53" |
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B2 |
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-
Allegro vivace |
7' 11" |
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B3 |
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Alfred
Lessing, Violoncello |
Consortium musicum |
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Interpreters (see
above).
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Luogo
e data di registrazione |
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Registrazione:
live / studio |
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studio |
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Producer /
Engineer |
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Fritz
Ganss / Gerd Berg / Christfried
Bickenbach / Horst Lindner |
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Prima Edizione
LP |
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Columbia
- C 91 114 - (1 LP) - durata 53'
17" - (p) 196_ - Analogico |
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Altre edizoni
LP
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Edizioni CD |
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Cover |
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Entwurf
des Hofbaumeisters D. G. Frisoni
für die Terrassenanlagen und die
nach Norden gerichtete Fassade des
Ludwigsburger Schlosses. In Kupfer
gestochen von Joh. Aug. Corvinus,
erschienen im August 1727.
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Der
Ludwigsburger Hof des
Herzogs Karl Eugen von
Württemberg
Den Höhepunkt in der
Musik- und
Theatergeschichte
Ludwigsburgs und seines
Schlosses (des größten
deutschen
Barockschlosses) bilden
die elf Jahre von 1764
bis 1775, in denen
Herzog Karl Eugen in
Ludwigsburg Hof hielt.
Streitigkeiten mit den
Ständen in Stuttgart und
eine zeitlebens
bestehende besondere
Vorliebe für das Schloß
Ludwigsburg, in dessen
Kapelle er mit zehn
Jahren zum Malteser
Ritter geschlagen worden
war, hatten zur
Verlegung der Residenz
von Stuttgart nach
Ludwigsburg geführt. „Am
2. September war der so
glückliche Tag vor
Ludwigsburg, an welchem
Serenissimus ob der
Mittagstafel sich zu
äußern gnädigst
geruhten, daß von nun an
und künftig Sommer und
Winter der Hof und Miliz
allhier verbleiben und
Ludwigsburg eine
beständige Residenz seyn
solle", heißt es in
einer alten Chronik.
In Karl Eugen sieht man
häufig nur den
gewalttätigen,
prunksüchtigen und
verschwenderischen
Despoten, der Schubart
auf dem Asperg gefangen
hielt und vor dem
Schiller ins Ausland
flüchtete; man sollte
aber nicht vergessen,
daß er auch eine
ausgesprochen
künstlerische
Persönlichkeit war: er
besaß eine ungewöhnlich
hohe musikalische
Bildung, war ein
geschulter Cembalíst und
ein gewandter
Partiturspieler, der
nicht selten den
Cembalopart oder gar die
Leitung des Orchesters
selbst übernahm. Häufig
erschien er bei den
Theaterproben und prüfte
kritisch nicht nur
Gesang, Orchester und
Tanz, sondern auch die
Instrumente, das
Bühnenbild und die
Kostüme. Die Strömungen
und Entwicklungen im
zeitgenössischen Musik-
und Theaterleben
verfolgte er sehr
aufmerksam und mit
großem Verständnis. Zwei
Anstöße von außen
machten ihn schließlich
zum Schöpfer eines in
ganz Europa Aufsehen
erregenden musischen
Hofes: einmal die
Vermählung mit
Friederike von
Brandenburg-Bayreuth, an
deren elterlichem Hofe
in Bayreuth er den
ganzen Glanz der
italienischen Oper
kennen und gleich ihr
schätzen gelernt hatte;
zum andern ein längerer
Aufenthalt am Hofe
Ludwigs XV. in Paris,
bei dem er die Bedeutung
des chorischen und
tänzerischen Elementes
in der französischen
Oper erkannte, was ihn
später in Ludwigsburg
zur Aufnahme dieser
Elemente in die
italienische Oper
veranlaßte. Auch die
Vorliebe für das
französische Lustspiel
und die Berufung eines
ständigen französischen
Komödien-Ensembles nach
Ludwigsburg hängen mit
den Pariser Eindrücken
zusammen. So ist Karl
Eugen zum geistigen
Urheber einer unerhörten
künstlerischen
Entwicklung in
Ludwigsburg geworden,
denn nicht nur in den
elf Jahren seiner
Hofhaltung in
Ludwigsburg, sondern
auch lange vorher und
nachher spielte sich ein
wesentlicher Teil des
württembergischen Musik-
und Theaterlebens im
Ludwigsburger Schloß und
seinen prächtigen
Garten- und Parkanlagen
ab.
Der Mann, der wesentlich
beigetragen hat zum
strahlenden Glanz und
zum europäischen Ruhm
des Ludwigsburger Hofes
Karl Eugens, war Niccolo
Jommelli, einer der
bedeutendsten
italienischen
Musikdramatiker des 18.
Jahrhunderts. Er wurde
1714 (im selben Jahr wie
Gluck) in Aversa bei
Neapel geboren und am
Konservatorium in Neapel
ausgebildet, war dort
nach dem Studium
zunächst Gesangslehrer
und ging dann nach Rom.
Nach weiterer
vorübergehender
Tätigkeit in Bologna,
Venedig und Wien (wo er
sich mit dem Dichter
Metastasio befreundete)
wurde er mit 33 Jahren
Direktor des
Konservatoriums in
Venedig; zwei Jahre
später erhielt er das
Amt des
Vizekapellmeisters an
der Peterskirche in Rom.
Dort lernte ihn im
Frühjahr 1753 Herzog
Karl Eugen, der sich mit
seiner Gemahlin auf
einer Italienreise
befand, persönlich
kennen. Der Herzog war
von Jommelli stark
beeindruckt und
beauftragte ihn, für den
Geburtstag seiner
Gemahlin am 30. August
die Festoper zu
schreiben und die
Aufführung persönlich zu
leiten. Am 10. August
1753 kam Jommelli am
württembergischen Hofe
an, und bereits am 21.
November dieses Jahres
erfolgte seine feste
Anstellung als
Oberkapellmeister. Sein
Einkommen belief sich in
den Ludwigsburger Jahren
auf 6100 Gulden nebst je
einer Dienstwohnung in
Ludwigsburg und
Stuttgart; außerdem
bekam er vom Herzog für
jede neue Oper eine mit
100 Dukaten gefüllte
goldene Tabatière. Er
hatte also ein für die
damalige Zeit geradezu
fürstliches Einkommen.
Jommellis Wirkungskreis
umfaßte allerdings das
gesamte Musikleben am
Hofe Karl Eugens. Er war
nicht nur
Oberkapellmeister für
die Oper, sondern auch
Musikdirektor für die
gesamte katholische und
protestantische
Kirchenmusik. Daher
komponierte und
dirigierte er nicht nur
Opern, sondern auch
zahlreiche
Kirchenmusikwerke. Karl
Eugen verlieh Jommelli
allmählich eine
Machtfülle, der sich
sonst kaum ein Italiener
an einem deutschen Hofe
rühmen konnte. In allen
Fragen der Musik und des
Theaters konnte
überhaupt nichts ohne
ihn geschehen. Daß
Jommelli diese
Machtfülle nicht zu
seinem persönlichen
Vorteil ausnützte,
sondern immer nur das
sachliche Ziel im Auge
hatte, spricht für seine
menschliche Größe. Sein
Ideal war die
harmonische Vereinigung
von Orchester, Sängern,
Tänzern und Ausstattung
zu einem
„Gesamtkunstwerk", und
diesem Ideal ordnete er
alles unter. Schubart
sagt über ihn als
Operndirigenten: „Er
kannte die Sänger, das
Orchester, die Hörer mit
ihren Launen, selbst den
Ort, wo er seine Opern
aufführte, nach den
Wirkungen des Schalls,
und schmolz sie durch
die genauesten
Verabredungen mit
Maschinist, Dekorateur
und Ballettmeister in
ein großes Ganzes
zusammen, das des
kältesten Hörers Herz
und Geist erschütterte
und himmelan lüpfte."
Karl Eugens und
Jommellis Hauptsorge
galt von Anfang an der
Vergrößerung und
Verbesserung des
Orchesters. Sie
erreichten, daß dieses
Orchester bald als eines
der besten in ganz
Europa anerkannt wurde.
1755 bestand es noch aus
24 Mitgliedern, 1767 in
Ludwigsburg bereits aus
47, zu denen noch 2
Hofpauker und
6,Militärtrompeter
kamen; schließlich hatte
es mehr als 60
festangestellte
Mitglieder. Unter diesen
befanden sich Virtuosen
ersten Ranges wie
Antonio Lolli und Pietro
Nardini, der von Leopold
Mozart besonders
geschätzte bedeutendste
Schüler Tartinis, von
dem Schubart einmal
sagte: „Man hat eiskalte
Fürsten und Hofdamen
weinen gesehen, wenn
Nardini ein Adagio
spielte".
Auch auf allen andern
Gebieten hatte Jommelli
erstklassige
Mitarbeiter: sein
Ballettmeister war der
von Berlin und Paris
kommende Jean Georges
Noverre, sein
Bühnenbildner der
bedeutende Maler
Innozenz Colombo und
sein Ballett-komponist
der Niederösterreicher
Johann Florian Deller,
der in Ludwigsburg von
1764 bis 1771 der
Hofkapelle Karl Eugens
als Geiger und
Ballettkomponist
angehörte. Deller war
ein persönlicher Freund
Schubarts; beide waren
unstete Feuerköpfe,
denen der Hang zum
Unbürgerlichen und
Abenteuerlichen und die
innere Ablehnung von
Zwang und Enge gemeinsam
waren. Dellers
Meisterwerk ist die
Musik zu Noverres
Ballett „Orpheus und
Euridice". Dieses
Ballett wurde am 11.
Februar 1763, dem
Geburtstag Karl Eugens,
in Ludwigsburg
uraufgeführt und in der
Folgezeit häufig im
Ludwigsburger Opernhaus
wiederholt.
In den Kreis der Musiker
am Hof Karl Eugens
gehört auch der aus dem
Odenwald stammende
Johann Rudolf Zumsteeg.
Der Stellung seines
Vaters als Kammerdiener
bei Karl Eugen verdankt
er die Aufnahme in die
Hohe Karlsschule, wo ihn
eine herzliche
Freundschaft mit
Schiller verband. In die
Musikgeschichte ist er
als Lieder- und
Balladenkomponist
eingegangen; er hat aber
auch Opern (Die
Geisterinsel),
Kirchenkantaten und
Cellokonzerte
komponiert. Im Orchester
Karl Eugens, mit dem er
oft nach Ludwigsburg
kam,war er längere Zeit
Solocellist und von 1792
an Hofkapellmeister. Das
Cello-Konzert Es-dur hat
er für eines der
berühmten Feste am Hofe
Karl Eugens komponiert.
In die Zeit der
Ludwigsburger Hofhaltung
Karl Eugens fällt auch
der Besuch Mozarts. Auf
der ersten Pariser Reise
war Leopold Mozart mit
dem
siebeneinhalbjährigen
Wolfgang Amadeus und dem
zwölfjährigen Nannerl
vom 9. bis 12. Juli 1763
in Ludwigsburg. Leider
kam es nicht zum
Vorspiel vor Karl Eugen,
da der Herzog gerade zu
einer mehrwöchigen
Jagdreise aufbrechen
wollte. Doch wurden die
Mozarts von Jommelli
empfangen, der nach dem
Klavierspiel des kleinen
Wolfgang Amadeus
betroffen meinte, „daß
es zu verwundern und
kaum glaublich sei, daß
ein Kind teutscher
Geburt so ein
Musik-Genie und so viel
Geist und Feuer haben
könne".
Besonders interessant
waren zur Zeit Karl
Eugens auch die
Beziehungen von
Ludwigsburg zu Mannheim,
dem benachbarten
Musikzentrum von
europäischem Rang. Der
Mannheimer
Hofkapellmeister Ignas
Holzbauer war der
Vorgänger Jommellis am
Hof Karl Eugens; der
Mannheimer Komponist und
Musikdirektor Cannabich
war in Italien Jommellis
Schüler gewesen; der
Mannheimer Johann
Stamitz hatte von Karl
Eugen eine Berufung an
den württembergischen
Hof erhalten, und
Jommelli hatte sich 1753
um die
Kapellmeisterstelle am
Hofe Karl Theodors in
Mannheim beworben - fast
wäre die Musikgeschichte
in umgekehrter Richtung
verlaufen. Karl Eugen
war sich der großen
Bedeutung des
schöpferischen
Mannheimer Musiklebens
wohl bewußt; umgekehrt
wurden in Mannheim viele
Werke Jommellis
aufgeführt.
Mit dem Tode Karl Eugens
erlosch das große Musik-
und Theaterleben im
Ludwigsburger Schloß;
erst in der Gegenwart
lassen die „Festlichen
Sommerspiele Schloß
Ludwigsburg" wieder
etwas vom alten Glanz
aufleuchten.
Prof.
Wilhelm Krämer
Jean Georges Noverre
- der Reformator des
Tanzes
Zu den künstlerischen
Vorständen des
Württembergischen
Hoftheaters unter Herzog
Karl Eugen gehörte,
gleichzeitig mit den
Kapellmeistern Jommelli,
Deller, Rudolf und dem
damals hochberühmten
Bühnenbildner Boquet,
acht Jahre lang als
Maître de ballet Jean
Georges Noverre, der als
Tänzer und Choreograph
in seinem langen Leben
höchsten Ruhm und
tiefsten Hass bis zur
Neige kostete und nach
seinem Tode in völliger
Vergessenheit als
Erneuerer der Tanzkunst
Unsterblichkeit gewann.
Noverre wurde am 27.
April 1727 geboren. Der
Ort seiner Geburt ist
nicht zuverlässig
überliefert. Schon mit 6
Jahren wurde Noverre in
Paris Schüler Louis
Dupré's, eines der
berühmtesten Tänzer
seiner Zeit, und
debutierte
sechzehnjährig am
königlichen Hofe, der
Uberlieferung nach mit
nur mäßigem Erfolg. Bald
darauf nahm er ein
Engagement an den Hof
des Prinzen Heinrichs
von Preußen in Potsdam
an, von wo er jedoch der
Knauserigkeit seines
fürstlichen Brotherrn
wegen schon bald nach
Paris zurückkehrte,
nicht ohne die besondere
Gunst König Friedrichs
II. gefunden und den
überschwenglichen
Lobpreis Voltaire's
geerntet zu haben, der
Noverre als den von
alters erwarteten Genius
des Tanzes bezeichnete.
In Paris wurde der
zwanzigjährige Noverre
vom Direktor der
Komischen Oper, Monnet,
als Maître de ballet
verpflichtet, wo er 1754
den von Monnet
überlieferten ersten
außerordentlichen Erfolg
errang. Es war seine
Choreographie des
Balletts „Fêtes
Chinoises" in der
Ausstattung durch
Francois Boucher. Der
Erfolg muß in der Tat
überwältigend gewesen
sein, denn Monnet
berichtet, daß damals
jeder, der in
kultureller Hinsicht auf
sich hielt, das Ballett
gesehen haben mußte.
Noverre allerdings
lehnte später sein
eigenes Werk als
„flüchtige Flause" ab.
Aber sein Ruf war nun so
bedeutend, daß der große
englische Schauspieler
David Garrick den
„Shakespeare des
Tanzes", wie er Noverre
nannte, mitsamt seinem
Corps de ballet nach
London ans Drury Lane
Theater berief. Doch die
bald darauf
ausbrechenden
englisch-französischen
Feindseligkeiten ließen
die Truppe nach kurzer
Zeit nach Paris
zurückkehren.
Zwar war Noverre's
europäischer Ruhm als
Choreograph gegründet,
aber seinem einzigen
Lebensziel, nämlich an
die Große Oper
verpflichtet zu werden,
wurden trotz der hohen
Protektion der Mme de
Pompudour durch die
Intrigen der vom
Tänzer-König Ludwig XlV.
gegründeten Académie
Royale Hindernisse
entgegengesetzt, die für
Noverre 30 Jahre lang
unüberwindlich bleiben
sollten.
Verbittert nahm Noverre
1758 ein Engagement nach
Lyon an, wo er auch
seine berühmten, zum
theoretischen
Standardwerk des Tanzes
gewordenen „Lettres sur
la Danse et sur les
Ballets" schrieb. Als
sie in Paris erschienen
und kaum anders als ein
Erdbeben wirkten, war
ihr Verfasser schon
unterwegs nach
Stuttgart, wohin ihn der
Herzog Karl Eugen von
Württemberg berufen
hatte.
Das Stuttgarter Theater
war damals eine der
bedeutendsten Bühnen
Europas, und das neue
Engagement für Noverre
außerordentlich
vorteilhaft. Die
künstlerischen
Bedingungen unter denen
er dort arbeitete, waren
vorzüglich: er leitete
ein Corps de ballet von
100 Tänzern und
Tänzerinnen, dazu ein
Ensemble von 20
Solotänzern. Nicht
minder gut waren die
materiellen Bedingungen,
denn Noverre's Gage
betrug 4000 Gulden, 10
Eimer Wein und 20
Klaftern Holz jährlich;
damals eine fürstliche
Gage.
Noverre blieb 8 Jahre in
Stuttgart und machte es
zum Wallfahrtsort des
Tanzes. In dieser Zeit
vervollständigte er sein
theoretisches
Lebenswerk, das er in
Lyon mit den „Lettres"
begonnen hatte, um 11
Bände. Der erste davon
heißt „Théorie et
Pratique de la Danse";
die anderen 10 bilden
eine riesenhafte
Chronik, enthaltend die
Programme aller in
Stuttgart aufgeführten
Ballette, die dazu
komponierten Musiken von
Jommelli, Deller und
Rudolf und endlich die
Kostümentwürfe von
Boquet.
1768 wurde Noverre an
die Wiener Hofoper
berufen, wo er fast 7
Jahre lang als Souverän
des Balletts herrschte
und Lehrer der
Prinzessin und späteren
Königin von Frankreich
Marie Antoinette war.
1774 wurde Noverre nach
Mailand verpflichtet und
von dort nach Neapel.
Keinen Augenblick aber
hatte der Weitgereiste
sein unverrückbares Ziel
aus den Augen verloren,
Maître de ballet an der
Großen Oper in Paris zu
werden. Aber erst der
Befehl seiner
einstmaligen Schülerin
und jetzigen Königin,
Marie Antoinette's,
vermochte es 1776, einem
Sturm von Intrigen zum
Trotze dieses Ziel zu
verwirklichen.
1782 zog Noverre sich
mit 3000 Francs Pension
in den Ruhestand zurück.
Beim Umsturz durch die
französische Revolution
wurde sein Ruhegehalt,
weil er dem Hause nur 6
Jahre angehört hatte,
auf 575 Livres gekürzt;
und als Noverre als
Lehrer und vertrauter
Freund Marie
Antoinette's in den
Verdacht verräterisch
aristokratischer
Beziehungen geriet, floh
er nach London. Dort
trat er zum letzten Mal
als Choreograph mit
„Adèle de Ponthieu" an
die Öffentlichkeit. Die
Première fand im Januar
1793 am selben Tage
statt, an dem in Paris
Ludwig XVI. hingerichtet
wurde.
Nachdem die Verhältnisse
in Frankreich sich
wieder gefestigt hatten,
kehrte Noverre nach
Paris zurück und starb
82jährig am 19. November
1809 in seinem Häuschen
in St. Germain.
In der Geschichte des
Tanzes kommt Jean
Georges Noverre
entscheidende Bedeutung
zu. In einen
Formalismus, von dessen
völliger Erstarrung wir
dank Noverre's „Lettres"
eine beklemmende
Vorstellung haben, griff
Noverre mit seiner
umwälzenden Erneuerung
nicht anders ein als ein
Chirurg, indem er
rücksichtslos, nicht
zuletzt gegen sich
selbst und sein
berufliches Glück, den
wuchernden Ballast an
requisitorischem
Notbehelf beseitigte,
wozu die im letzten
Stadium erstarrende
Formelsprache des
Ballett-Tanzes ihre
Zuflucht 'gesucht hatte,
und worin das Wesen des
Tanzes als lebende und
beseelte Sprache zu
ersticken drohte.
Ein Auszug aus Noverres
„Lettres" mag sowohl das
katastrophale Stadium
des damaligen
Ballett-Formalismus, als
auch die Größe von
Noverres
reformatorischer Idee
unmittelbar vor Augen
führen.
Was halten Sie, mein
Herr, von all den
Titeln, mit denen man
täglich diese schlechten
Tanzvergnügen
auszeichnet, die nur der
langeweile dienen, und
denen stets Kälte und
Schwermut auf dem Fuße
folgen? Man nennt sie
alle Ballett-Pantomimen,
obwohl sie im Grunde
nichts sagen. Die
meisten Tänzer oder
Komponisten müßten es
eigentlich machen wie
die Maler in den
Jahrhunderten der
Unwissenheit: sie ließen
ihren Figuren
Spruchbänder aus dem
Mund hervortreten,
worauf die Handlung, die
Situation und der
Ausdruck eines jeden
verzeichnet waren. Diese
nützliche
Vorsichtsrnaßnahme, die
den Betrachter über die
Vorstellung des Malers
und deren unvollkommene
Ausführung
unterrichteten, würden
ihm heute die Bedeutung
der mechanischen und
ziellosen Bewegung
unserer Pantomimen
erklären. Der geistvolle
Dialog der Pas de deux,
die angenehmen
Betrachtungen der
Solo-Auftritte und die
triftigen Unterhaltungen
der Figuranten und
Figurantinnen unserer
Tage wären dann bald
erklärt. Ein Strauß,
eine Harke, eine
Drehleier oder eine
Gitarre sind so ziemlich
der ganze Bestand an
Kunstgriffen bei unseren
großartigen Balletten,
sind das stolze
Ergebnis. die den
geistigen Bemühungen
unserer Komponisten
entsprießen. Gestehen
Sie, mein Herr, daß man
ein ganz
außerordentliches, ja
hervorragendes Talent
haben muß, um sie mit
nur einigem Geschick zu
handhaben. Ein
ungeschicktes
Schrittchen auf der
Fußspitze dient in
diesen Kunstwerken als
Exposition. dramatischer
Knoten und dessen
lösung; das heißt
nämlich: willst du mit
mir tanzen? - und dann
wird getanzt. Das sind
die sinnreichen Dramen,
mit denen man uns
füttert. Das nennt man
dann Ballett-Phantasie
oder Tanz-Pantomime.
Aber lassen wir getrost
die Autoren sich damit
abrackern. Schwingen
sind eben fremder Zierat
und nutzloses Gerät für
jeden, der das Feuer
nicht in sich selbst
hat. sondern es sich wie
die Glühwürmchen von der
Finsternis ausleihen
muß.
Fossan, der
talentierteste und
geistreichste aller
Tanzkomiker, hat den
Jüngern der Terpsychore
den Kopf verdreht; alle
haben ihn zu kopieren
versucht, sogar ohne ihn
gesehen zu haben. Man
hat das Schöne dem
Trivialen geopfert. man
hat das Joch der
Prinzipien
abgeschüttelt, alle
Regeln mißachtet und von
sich gewiesen; man hat
sich den Sprüngen und
Kraftmeiereien ergeben;
kurz, man hat aufgehört
zu tanzen und sich fiir
einen Pantomimen
gehalten, als wenn man
das würde. wenn man
völlig ausdruckslos ist,
wenn man nichts
darstellt. wenn der Tanz
durch grobschlächtige
Effekte völlig entstellt
ist und sich auf
abscheuliche
Verrenkungen beschränkt,
wenn die Maske
widersinng grimmassiert
und wenn endlich die
Handlung, die von Grazie
getragen sein müßte,
nichts als eine Kette
von Anstrengungen ist,
die für den Zuschauer
umso unangenehmer sind,
als er selber unter der
peinlichen und
angestrengten Arbeit des
Ausübenden leidet. Und
doch ist dies. mein
Herr. die Gattung. die
unser Theater
beherrscht. (aus
Brief VII)
Ich habe, mein Herr.
immer bedauert, daß Herr
Rameau nicht sein Genie
dem von Quinault
beigesellt hat. Beide
schöpfrisch und beide
unnachahmlich. wären sie
einer für den anderen
geschaffen gewesen.
Indes das Vorurteil, das
Geschwätz der Kenner
ohne Kenntnisse, die
Flausen der
hochtitulierten
Ignoranten, die arrogant
über alle Künste
verfügen, ohne eine
Ahnung davon zu haben;
das Geschrei oder besser
Gekrächze jener
hochmögenden
Subalternen, die nur den
Klugschwätzern
nachschwätzen, -denken
und -handeln, die
auspfeifen und
applaudieren, ohne
gesehen und gehört zu
haben; alle diese
Halbgebildeten endlich,
die nichts wissen, sich
aber von einem Gefolge
von Schranzen hofieren
lassen; diese giftigen
Raupen, die die Künste
behelligen und den Geist
beschmutzen würden, wenn
sie nicht schon an
seiner Oberfläche
zermalmt würden; und all
dies Volk von
Schmarotzern und
Protektoren, die selber
um Protektionen betteln,
die das Echo der Snobs
und accreditierten
Nichtswisser sind und.
selber unfähig zu
urteilen. sich nicht
über wohlfeile
Vergleiche hinauswagen
und damit so oft große
Männer erniedrigen:
alles dies hat Herrn
Rameau angewidert und
ihn bewogen, auf alle
großen Pläne zu
verzichten, die er haben
mochte. Und nun fügen
Sie alldem noch die
Unannehmlichkeiten
hinzu, die jeder Autor
durch die
Operndirektoren erfährt.
Man ist in ihren Augen
kriminell, wenn man
nicht so altväterlich
denkt wie sie. (aus
Brief VIII)
Friedrich
Schmidtmann
Drei Diener
feudalistischen
Kunstverstandes
Hatte der jugendliche
Herzog Karl Eugen von
Württemberg bereits
anläßlich seiner
häufigen Besuche in
Bayreuth, dem Stammsitz
seiner späteren Gemahlin
Elisabeth Sophie
Friederike von
Brandenburg-Bayreuth,
allen Glanz eines
vollständigen
italienischen
Opernbetriebes genossen,
so wurde während einer
Reise, die er 1748,
zwanzigjährig, nach
Paris an den prunkvollen
Hof Ludwig des XV.
unternahm, vollends in
ihm der ehrgeizige
Wunsch nach
künstlerischer,
repräsentativer
Prachtentfaltung
geweckt. Kluger,
angeborener und
anerzogener
Kunstverstand verlieh
ihm beim Aufbau eines
rasch wuchernden Musik-
und Theaterlebens eine
glücklíche Hand. Oft
sehr zum Kummer seiner
Untertanen folgte nun
Fest auf Fest und
tauchte die ganze
Hofhaltung in einen
Taumel feudaler
Lebensfreude. Der
Ziergesang der
italienischen
Primadonnen, die
anmutigen Schwünge
hochbezahlter
französischer Tänzer
fanden ihre augenfällige
Entsprechung in der
üppigen Ornamentik der
Schloßfassaden, im
kunstvollen Linienspiel
verschwenderisch
angelegter Gärten.
Seinem despotischen
Eifer stand alsbald ein
ganzes Heer ausgesucht
fähiger Protagonisten zu
Gebote, die die Bühne
seiner geschäftigen
Willkür nach Kräften
bevölkerten.
Mit Niccolo Jommelli,
den Karl Eugen auf einer
Italienreise
„angeworben" hatte, kam
1753 ein Mann an die
Spitze der Hofmusik, der
nicht nur als Komponist
sondern auch als
Organisator und Erzieher
innerhalb kürzester Zeit
das Kunstleben der
württembergischen
Residenz zu einem
weithin gerühmten
Anziehungspunkt machte.
Ihm stand ein Orchester
internationaler
Virtuosen zur Verfügung,
„eine Welt von Königen"
(Schubart). Jommelli war
Neapolltaner, ein
glühender Verehrer
Metastasios, Schüler
Durantes, Leos und
Francesco Feos. Seine
Stuttgarter Bühnenwerke,
wohl auch unter dem
Eindruck französischer
Operneinflüsse stehend,
zeichnen sich insgesamt
durch eine sorgfältige
Beachtung des
dramatischen
Zusammenhanges aus,
insbesondere durch eine
freiere Behandlung
größerer Szenen, durch
sinnvolle Bindung
deklamatorischer und
arioser Teile, durch
gründlichere
Charakterzeichnung und
schließlich durch eine
intensivere Ausarbeitung
des Orchestersatzes -
nicht in der Konsequenz
wie Glucl sie in seinen
Reformopern wirksam
werden ließ, aber doch
erstaunlich
programmatisch im
Vergleich zur reinen
Musikoper der
gleichzeitigen
italienischen
Generation.
„Wer ein gutes Orchester
haben will", sagt
Jommelli, „der muß ihm
etwas zu tun geben und
es durch starke Stellen
in Arbeit setzen. Eine
frostige, oder allzu
einfache Begleitung
macht die Instrumente
faul, denn jeder
Musiker, dem man nichts
zutraut, spielt
schlecht."
Das Zusammentreffen des
herzoglichen
Geburtstages (11.
Februar) mit der
Karnevalszeit brachte es
mit sich, daß aus diesem
Anlaß die Festlichkeiten
besonders aufwendig und
anhaltend betrieben
wurden. So gelangte 1768
im Ludwigsburger Theater
das Dramma per musica
„Fetonte" in neuer
musikalischer
Bearbeitung nach einem
textlichen Vorwurf des
Hofdichters Verazi und
im Szenarium des
Hofmaiers Giosue Scotti
zur ersten Aufführung
mit einem unerhörten
Aufgebot an dekorativem
und bühnentechnischem
Raffinement und mehreren
mit der Handlung
verflochtenen Balletten.
Maria Masi-Giura, die
Nadwfolgerin der
unglücklichen Marianne
Pirker, sang die
Climene, das Liebespaar
Fetonte-Libia wurde
verkörpert durch den
berühmten Altkastraten
Giuseppe Aprile und die
schöne Monica Buonani,
die dem lebensfrohen
Oberkapellmeister nicht
ganz gleichgültig
gewesen sein muß.
Die Szene der Libia, die
unsere
Schallplattenaufnahme
wiedergibt, schildert
die Klage über die
bevorstehende Trennung
von dem Geliebten.
Hermann Abert hebt in
seinem Buch über Jomelli
als Opernkomponist diese
Szene ausdrücklich
hervor und weist auf den
bei Jomelli erstmalig
auftauchenden Versuch
hin, das Rezitativ und
die folgende Arie in
engeren motivischen
Zusammenhang zu bringen.
Ein glücklicher Einfall
ist zudem der mehrfache
solistische Einwurf der
Bläser, der „einen
wirksamen Lichtstrahl in
das bis zur
Einförmigkeit irübe Bild
des Hauptsatzes wirft."
Neben zahlreichen
ausländischen
Mitgliedern der
herzoglichen Kapelle,
wie den Violinisten
Antonio Lolli und Pietro
Nardini, dem Cellisten
und späteren Lehrer
Zumsteegs Agostino Poli,
den Oboe blasenden
Brüdern Pià spanischer
Abstammung oder dem zu
Straßburg geborenen und
nochmals in Paris
gefeierten Hornvirtuosen
und rührigen
Ballettkomponisten
Johann Joseph Rudolph,
wirkten eine ganze Reihe
einheimischer,
allerdings weit minder
bezahlter
Instrumentalisten. Zu
ihnen darf man auch den
Niederösterreicher Johann
Florian Deller
zählen, der, 1729
geboren und in Wien zum
Musiker herangebildet,
seit 1751 am Tutti-Pult
der Violinen saß. Ein
wenig leichtsinniger,
trunkfreudiger Natur,
war Deller doch ein
Erzmusikant, von dem der
sehr gleichgerichtete
Schubart schwärmt:
„...auch die gemeinsten
Leute konnten seine
Melodien behalten, so
glücklich waren sie der
Natur abgehorcht", und
Noverre hat einmal
gestanden, niemals einen
besseren Dolmetscher
seiner mimischen
Erfindungen angetroffen
zu haben". (Jean Georges
Noverre stand seit dem
Jahre 1760 in
herzoglichen Diensten.)
Obwohl Deller
hauptsächlich Jommellis
Schüler war, hatte er
einen durchaus eigenen
Kopf, und neben
italienisch-französischen
Zügen weisen seine
Ballette starke
volkstümliche Impulse
auf, wie er sie bei
Storzer in seinen Wiener
Lehrjahren schon
empfangen hatte. Er
schrieb „langsam, aber
mit tiefer Ueberlegung",
und man vermag Noverres
lobendes Urteil wohl zu
bestätigen, wenn man die
einfallsreiche und
formal großzügige Anlage
der Partitur von Dellers
Orpheus-Ballett zu
Gesicht bekommt.
Das dramatische Ballett
„Orfeo ed Euridice"
wurde im Jahre 1763
(ebenfalls aus Anlaß der
Geburtstagsfeierlichkeiten
für den Fürsten) in
Ludwigsburg uraufgeführt
und zwar als Einlage zu
Jomellis „Didone
abbandonata". Dieser
festliche Theaterabend
enthielt zudem neben dem
Ballett „Medea und
Jason" von Rudolph noch
ein weiteres Tanzwerk
von Dellers Hand („Der
Sieg des Neptun"). Im
„Orfeo“ ist die
Zusammenarbeit zwischen
dem genialen Reformator
der Tanzkunst, Noverre,
und Deller vielleicht
die glücklichste
Verbindung eingegangen.
Noverres Idee von der
tragischen Tanzpantomime
mit durchgehender
Handlung, von der „danse
en action" ist bei
dieser vertanzten
Orpheus-Sage
Wirklichkeit geworden.
Die stereotypen
Tanzsätze im alten Sinne
sind hier ganz den
freien programmatischen
Szenen gewichen. An ihre
Stelle tritt in starkem
Maße der „stumme
Monolog", die aufs
Ballett übertragene
dramatische Soloszene
der italienischen Oper.
Die auf dieser Platte
gebotene Auswahl kann
nur eine unvollkommene
Vorstellung von der
choreographischen
Konzeption dieses
Reformwerks - fünf Jahre
vor dem Gluckschen
„Orpheus" entstanden -
vermitteln.
Mit dem schwindenden
Feuer der Jugend verlor
Karl Eugen auch mehr und
mehr den Geschmack an
turbulenten Hoffesten.
Und so wurde aus ihm,
wie Schubart bissig
bemerkt, „...als er
aufhören muß Tyrann zu
sein, ein
Schulmeisterlein." Im
Jahre 1770 legte er mit
der Errichtung des
militärischen
Waisenhauses den
Grundstein zur späteren
Hohen-Karls-Schule. Das
geistige Klima dieses
Instituts ist durch die
Schiller-Forschung
allgemein bekannt. Auch
Johann Rudolf
Zumsteeg. Sohn
eines herzoglichen
Kammerdieners, verlebte
in der strengen Zucht
der Karls-Schule seine
Jugend- und Studienzeit
und vermochte sich sein
ganzes Leben nicht dem
fordernden Zugriff des
Hofes zu entziehen. Erst
ganz allmählich konnte
er sich aus dem
vorwiegend italienischen
Einfluß seiner Lehrer
lösen und wurde zu jenem
richtungweisenden
Balladen-Komponisten und
zum Haupt der
schwäbischen
Lieder-Schule, was ihm
bis heute historisches
Gewicht verleiht. Seine
Liederund Balladen
jedodı gehören bereits
in die Sphäre
häuslich-bürgerlichen
Musizierens. In die
höfische Musikpraxis und
sicherlich bei einem vom
Herzog selbst streng
überwachten Musikabend
der Karls-Schüler
aufgeführt, verweisen
die noch ganz im
italienischen Stil
gehaltenen Konzerte, die
der junge,
außerordentlich begabte
Cellist Zumsteeg während
der Studienzeit für sein
Instrument schrieb. Das
vorliegende „Concerto
per il Violincello" in
Es-Dur „di Rodolfo
Zumsteeg" ist in einer
Partitur-Handschrift
(Landes-Bibliothek
Stuttgart) ohne
Datierung erhalten. Es
stellt außerordentliche
Anforderungen an die
Fertigkeiten des
Solisten. Der erste Satz
hat bereits sonatenhafte
Anlage, geht jedoch in
der thematischen
Verarbeitung und
Orchesterbehandlung
(geringfügige
Eigenständigkeit der
Bratschen) nur wenig
über die
Errungenschaften der
Torelli-Nachfolge
hinaus. Der zweite Satz
ist ein gesangliches
Adagio in sehr starker
Anlehnung an die
lyrische Opernszene der
Zeit, während der letzte
Satz einen sprudelnden,
rondomäßigen Abschluß
bildet. (Man achte auf
die inspirierte
Einfügung eines „Tempo
dl Minuetto" vor der
letzten Wiederkehr des
Hauptthemas.)
Noverre war bereits 1767
aus württembergischen
Diensten geschieden,
1769 erhielt Jomelli
seinen Abschied, Deller
ging 1771 nach Wien, der
Glanz erlosch. Beim
Anblick des
Ludwigsburger Schlosses
und des herrlichen
Gartens wird noch einmal
ein zeitgenössischer
Bericht in Gedanken
lebendig, in dem es
heißt: „100 000
Glaslampen bildeten nach
oben einen prachtvollen
Sternenhimmel und warfen
ihre Strahlen auf die
Blumenbeete, mehr als
dreißig Springbrunnen
spendeten Kühlung,
während Serenissimus auf
die gnädigste
Höchstdenenselben ganz
eigene Art an die
anwesende Dames und
andere Frauens von
Condition reichliche
Präsenter" austeilte.
Gerd
Berg
(Columbia
C 91 114)
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