MUSIK IN ALTEN STÄDTEN UND RESIDENZEN


1 LP - C 91 111 - (p) 1963
1 LP - 1C 037-46 524 - (p) 1963

MAINZ - Am Hofe des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn




Joseph Paris Feckler (1666-1735) Applauso poëtico al giorno di Nome di Gioseppe Gran Re de Romani - Kantate für Sopran, Alt, Baß und Orchester (Manuskript)
28' 35" A

- Sonata ([Grave] · Vivace · Grave · Presto



- Aria: "La gloria tua"


- Rezitativ: "Qual applausi canori"



- Aria: "Valerò Valerò"


- Aria: "Ninfe e pastori"


- Rezitativ: "Dal margine adoroso"


- Terzett: "Biondo Apoll"


- Aria: "Fra il ben Coro"


- Rezitativ: "Nume al dolce"


- Aria: "Con la spada"


- Quartett: "All'armi alle glorie"


Maria Friesenhausen, Sopran | Sylvia Anderson, Alt | Georg Jelden, Tenor | Franz Müller-Heuser, Baß
Consortium musicum: Friedrich Schmidtmann, Soprano-Blockflöte | Helmut Hucke, Barock-Oboe | Walter Holy, Clarin
Walter Gerwig, Theorbe | Walter Thoene, Cembalo | Horst Hedler, Continuo-Violoncello



Johann Theodor Herold (1660-1720)
Sinfonia zur Siegeskantate (1702) - (Manuskript) 2' 35" B1

Consortium musicum

Johann Jakob Walther (1650-1717) Aria e-moll - aus den Scherzi da Violino solo con il Basso continuo, in "Das Erbe Deutscher Musik", Band 17 7' 09" B2

- Malincon · Adagio · Allegro


Werner Neuhaus, Violino | Eugen Müller-Dombois, Theorbe | Herbert Naumann, Gambe

Johann Ondraček (1680-1743) Sonata à Violino, Flauto e Basso da Signor Jan Ondraček - Sammlung Biancheton, Paris, Bibliothéque du Conservatoire (Manuskript) 9' 33" B3

- Allegro assai · Minuetto · Scharmante Aria · Andante · Musette


Valerie Noack, Flöte | Helga Thoene, Violine | Horst Hedler, Violoncello





 
Interpreters (see above).

 






Luogo e data di registrazione
-

Registrazione: live / studio
studio

Producer / Engineer
Fritz Ganss / Gerd Berg / Christfried Bickenbach / Horst Lindner

Prima Edizione LP
Columbia - C 91 111 - (1 LP) - durata 47' 52" - (p) 1963 - Analogico

Altre ediyioni LP

EMI Electrola - 1C 037-46 524 - LC 0233 - (1 LP) - durata 47' 52" - (p) 1963 - Analogico

Edizioni CD
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Cover
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Musik am Mainzer Hof unter Kurfürst Lothar Franz von Schönborn
Lothar Franz von Schönborn (geb. 4.10.1655 zu Aschaffenburg, gest. 20.1.1729 zu Mainz) war eine der faszinierendsten Persönlichkeiten des deutschen Barockzeitalters. „Als Reichsfürst besaß Lothar Franz mit Bamberg und Mainz zwei altangesehene Territorien am Obermain samt einem Annex in Kärnten sowie am Untermain und Rhein samt dem Eichsfeld und Erfurt. Die Mainzer Kurwürde war die vornehmste, und so war Lothar Franz im Sinne des Protokolls der erste nach dem Kaiser: ihm oblag es, die Kurfürsten zusammenzurufen, auch die Kaiserwahl anzusetzen, bei der er vor seinen Mitkurfürsten, unter denen mittlervveile drei, bald vier Könige waren, die erste Stimme hatte; sein vornehmstes Privileg aber war es, den Kaiser im Frankfurter Dom zu krönen.“ (Max H. v. Freeden). Aber Lothar Franz begnügte sich nicht mit dieser Rolle. Ganz abgesehen von den vielen Arbeiten seiner Stellung als Haupt des Mainzer Erzbistums und des Bamberger Fürstbistums, hat er auch aktiv die deutsche Reichspolitik geführt und gelegentlich auch entschieden eingegriffen. In seinem Auftrag stützte sein Neffe, der Reichsvizekanzler Friedrich Karl in Wien die Reichspolitik des Prinzen Eugen gegenüber partikularistischen und auseinanderstrebenden Tendenzen. Ein bescheidenes Beispiel bildet sein Vorgehen am Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges. Auch diese Feststellungen genügen noch nicht, um die starke und vielseitige Persönlichkeit Lothar Franzens ins rechte Licht zu stellen.
Mit ihm bestieg am 30. April 1695 ein Glied jener Familie den Mainzer Erzbischöflichen Stuhl, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts das künstlerische Angesicht der Lande von Bamberg bis Trier veränderten und jene Bauwerke erstellen ließen, die wir heute noch bewundern. Wer denkt nicht an die Residenzen von Mainz, Würzburg, Bamberg, Trier, die Schlösser von Werneck, Pommersfelden, Gaibach, Seehof, die unzähligen barocken Kirchen und Klöster, die damals gebaut wurden? Dabei standen den Schönbornern - einer von ihnen, der Nefte des Kurfürsten, Friedrich Karl war Reichsvizekanzler in Wien - die besten Architekten der damaligen Zeit zur Verfügung: Maximilian v. Welsch, Balthasar Neumann, Johann und Leonhard Dientzenhofer, Lukas v. Hildebrandt - nicht zu gedenken des jeweiligen Teams von Bildhauern, Stukkateuren, Malern, Ingenieuren, Garten- und Wasser-baukünstlern, die mit den Architekten zusammenarbeiteten! In einer ausgedehnten Korrespondenz hat Lothar Franz die Verbindung mit den Vertretern des Wiener Reichsstiles und mit den Architekten Ludwig XIV (Boftrand) aufrechterhalten. Ja er hatte sich so ernsthaft in die Materie eingearbeitet, daß er mit Stolz darauf hinweisen konnte, die große Treppe in Pommersfelden sei seine Erfindung, und daß sein Rat von den Neffen beim Bau ihrer Schlösser gern eingeholt wurde.
Er pflegte zu sagen, daß er vom „Bauwurmb“ besessen sei. Aber er gab es einmal sogar schriftlich, daß er von Musik nichts verstehe. Ob man das ganz wörtlich nehmen muß? Jedenfalls fand er keine Hofkapelle vor und hatte auch zunächst nicht die Absicht, eine zu gründen. Denn so sehr verschlang seine Baulust alle zur Venügung stehenden Gelder, daß er nur die ihm standesgemäß zustehenden Trompeter besoldete und zunächst den einzigen großen Musiker an seinem Hof, Johann Jakob Walther, wie sein Vorgänger, als italienischen Expeditions-sekretar und mit einer Pfründe am St. Viktorstift besoldete. Erst als er bei der Kaiserkrönung Karls VI., 1711 sich die Hofkapelle des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz aus Düsseldorf leihen mußte, gewannen die Vorstellungen seiner Neffen Einfluß. Zuerst ernannte er den Canzlisten Johann Tceoscr Herod zum Hofkapellmeister, der aber mit Johann Jakob Walther und einigen musikalischen Hofbeamten und Lakaien wohl nicht viel zuwege brachte.
Die Freude des Kurfürsten an der Jagd sollte es sein, die ihn zur Gründung einer Kapelle brachte. Er stellte nämlich zwei böhmische „Jagerhornisten“ (Waldhornisten) ein, darunter jenen Johann Ondraček, den er in Würzburg ausbilden ließ, und dem es nach dem Tode Herolds gelang, allmählich eine Kapelle aufzustellen. In dieser Kapelle wirkte Nikolaus Stulik in den letzten Jahren des Kurfürsten als Konzertmeister. Schon seit 1707 standen die Neffen des Kurfürsten, Rudolf Franz Erwein und Johann Philipp Franz, der spätere Würzburger Fürstbischof, mit dem Düsseldorfer Kabinettsmusikdirektor Joseph Paris Feckler in Verbindung, ließen sich von ihm Werke komponieren, Musikalien und Instrumente beschaffen und sogar im Hinblick auf eine zu bildende Mainzer Hofkapelle Sänger ausbilden. Feckler selbst wünschte sich stets ein Kanonikat an einem Mainzer Stift und wäre gerne Kurmainzer Hofkapellmeister geworden. Leider ging sein Wunsch erst nach dem Tode des Kurfürsten in Erfüllung. Alle diese Männer stehen mit Ausnahme von Ondraček noch ganz in der großen Tradition der barocken Musik und ihre Werke sind den Bauwerken des Kurfürsten kongenial. Und so beginnt mit Lothar Franz der von der Musikgeschichte seither nicht beachtete Aufbau eines Mainzer Hofmusiklebens, das in den Meistern Johann Zach, Johann Franz Sterkel und Vincenzo Righini seinen Höhepunkt erreichen sollte.

Joseph Paris Feckler
Aus einem Brief des Kurfürsten Lothar Franz wissen wir, daß Feckler aus Salzburg stammte, am 19. 3.1666 in Laufen (Salzach) getauft und am 25. 3. 1690 in Salzburg zum Priester geweiht wurde. Als Erzbischöflicher Kapellknabe wurde er am 11.10.1679 unter die Rudimentisten der Salzburger Universität inskribiert. Aus seinem Briefwechsel mit den Schönborn-Neffen ergibt sich, daß er sich in Italien seine musikalischen Studien viel hat kosten lassen, daß er Bernabei kannte und spätestens seit 1707 als Hofkaplan und Kabinettsmusikdirektor bei dem Kurfürsten Johann Wilhelm in Düsseldorf lebte, wo er zugleich dem berühmten Komponisten und späteren Apostolischen Vikar der nordischen Missionen Agostino Steffani als Privatsekretär diente. In dieser Zeit entstanden Sechs Concerti für einen kurpfälzer Prinzen, ein Miserere für den Kammerdiener Rudolf Franz Erweins v. Schönborn, Sachen aufs Klavier für die Töchter Rudolf Franz Erweins und Märsche für Anselm Franz v. Schönborn. Außerdem schrieb Feckler seit 1708 an seinem „ouvrage“, einem musiktheoretischen Werk „del regolato e cantabile accompagnamento a tre, quattro e piu parte ordinate delle regole della compositione“. Alle diese Werke sind bis heute noch nicht aufgefunden. Erhalten ist lediglich der Applauso poetico al giorno di Nome et alle glorie della Sac. Maesto di Gioseppe Gran Re dei Romani.
Immer wieder bittet Feckler in seinen Briefen an die Schönborn-Neffen um eine Anstellung in Mainz, um ein Kanonikat an einem Mainzer Stift. Er läßt sich aus Mainz Wein und Sauerkraut schicken, weil er das Düsseldorfer Bier und Essen nicht verträgt. Als der Hofkapellmeister Herold stirbt, bewarb er sich um die Nachfolge; aber er sollte erst auf Umwegen nach Mainz kommen. Nach dem Tod Johann Wilhelms ging er an den Hof von dessen Bruder, des Kurfürsten Franz Ludwig von Trier als Hofkapellmeister. Und erst als dieser 1729 die Nachfolge von Lothar Franz in Mainz antrat, wurde er auch Mainzer Hofkapellmeister und Kanonikus am Heiligkreuzstift. Er lebte noch bis 1735 und wurde am 4.10. auf dem heute noch vorhandenen St. Peters-Friedhof beigesetzt.
Es ist jammerschade, daß wir nur ein Werk von ihm besitzen, denn dieser Applauso poetico stellt ihn in die Reihe der ersten Musiker seiner Zeit. Er beginnt mit einer Sonate in der Art der Kirchensonaten Corellis für Streichorchester, und dann folgen 24 Nummern: Rezitative, Arien und ein Terzett, in denen die vier Singstimmen - Gloria (Sopran), Fama (Alt), Apollo (Tenor) und Mars (Baß) - den Ruhm des Königs singen, um sich zum Schluß in der Art der Licenza einer italienischen Oper zu einem Quartettfinale zu vereinigen. Dabei wechseln von Arie zu Arie die begleitenden Instrumente (Generalbaß, Sologeige, Solotrompete, Flautino und Oboe, Geige und Bratsche, Theorbe, Streichorchester). Obwohl Feckler zur Zeit, da er den Applauso komponierte, wahrscheinlich nicht in Mainz war, dürfte Lothar Franz in diesem Werk den treuesten Ausdruck seines Stilwollens empfunden haben, wenn der hohe Herr etwas von Musik verstanden hätte.

Johann Theodor Herold
Der aus einer Mainzer Familie stammende Herold muß um 1650 geboren worden sein, denn am 1. 5.1663 wurde er als Altist (dh. hoher Tenor) in die Hofkapelle aufgenommen. Er sang also noch unter dem bedeutenden Komponisten Philipp Friedrich Buchner (1614-1669) aus der Schule Monteverdis. Vier Jahre später trat er in die kurfürstliche Verwaltung über, wurde 1680 Canzlist, 1687 Hofgerichtssekretär und am 29.10.1695 Hofkapellmeister. Er scheint aber auch schon vorher nebenamtlich, wie so mancher andere, in der bescheidenen Hofkapelle musiziert zu haben. Seine großen Tage kamen, als auf der Rückkehr von Landau der König Josef über Mainz, Aschaffenburg, Bamberg nach Wien zurückkehrte. Dabei hatte Herold am 13. Oktober im Kurmainzer Residenzschloß zu Aschaffenburg, dem König seine Lautenpartiten - offenbar als Tafelmusik - vorgespielt, wie es der Titel eindeutig angibt:
Harmonia quadripartíta Serenissimi et Potentissimi Romanorum Regis auribus, in arce Suicardiana suaviter insonans, post felicem et gloriosum Landavij Ex-pugnationem
Anno quo
ReX JosephVs atqVe Regina pLaVDente lMpelo aVstriaCas terras bonis a VibVs repetVnt.
(Chronostichen: die groß geschriebenen Zahlwerte ergeben: 1702).
Man merkt an der Satzfolge der Partiten deutlich den französischen Einfluß; z. B. Partia prima: Ouverture, Suitte, Eccho, Entrée, Courente, Sarrabande, Gigue, Eccho, Cappriccio fugato.

Den Einfluß der französischen Musik zeigt auch deutlich die Cantate, die offenbar schon in Mainz dem König vorgespielt worden ist. Die Verwendung von nur vier Streichinstrumenten und einer Tenorstimme dürfte ziemlich genau den Bestand der damals noch sehr bescheidenen Hofkapelle umschreiben.
Herold starb in Mainz am 26. November 1720.

Johann Jakob Walther
„Neben den Violinsonaten von J. F. Biber, die durch die Herausgabe in den Denkmälern der Tonkunst in Osterreich seit langem allgemein zugänglich sind, gehören die beiden Werke von Johann Jakob Walther, seine Scherzi da Violino solo und sein Hortulus musicus zu dem Bedeutendsten, was an violonistischer Literatur im 17. Jahrhundert überhaupt erschienen ist.“ (Gustav Beckmann). Walther ist um 1650 in Witterda, einem zum kurmainzischen Erfurt gehörigen Dorf geboren. Wer sein Lehrer gewesen, wissen wir nicht Jedenfalls war er bereits von 1670 bis 1674 Geiger in der Kapelle Cosimos III. in Florenz. Dort konzipierte er auch sein erstes Werk, die Scherzi, die er aber erst 1676 Johann Georg II. von Sachsen widmete, in dessen Dienste er getreten war. Nach dem Tod seines Herrn ging er nach Mainz, wo erals Kleriker (er hatte offenbar nur die niederen Weihen) vom Kurfürsten Anselm Franz v. Ingelheim ein Kanonikat am St. Viktorstift erhielt und als italienischer Expeditionssekretär diente. Auch Lothar Franz v. Schönborn wußte ihn zu schätzen und wolle ihn sogar- offenbar um sein Einkommen zu verbessern - zum Scholastikus am St. Viktorstift machen, wogegen aber das Kapitel bei der Rota Romana erfolgreich Einspruch erhob. Walther muß mitten in der Altstadt von Mainz gewohnt haben, denn erwurde am 4.11. 1717 auf dem Friedhof von St. Emmeran begraben. Sein zweites Werk, der Hortulus Chelicus (das Geigengärtlein) erschien 1688 in Mainz und erlebte weitere zwei Auflagen 1694 und 1708.
Walther muß den aus Böhmen stammenden Salzburger Hofmusiker J. F. Biber gekannt haben; denn in der Vorrede zur ersten Auflage der Scherzi eiferte er gegen die Künste der Scordatura, die Biber so raffiniert pflegte. Unter dem Eindruck dieser Kritik hat wohl Biber in seinen 1681 erschienenen „Sonata a Violino solo“ Die Scordatur ganz aufgegeben, während umgekehrt Walther in seinem Hortulus Chelicus 1688 ein Stück mit demselben Titel und Inhalt hat wie Biber in seinen Sonaten: Gara di due Violini in uno. So bestand zwischen diesen beiden größten Violinmeistern Deutschlands ein gegenseitiges Geben und Nehmen.
In den Scherzi herrscht noch die italienische Sonate vor, in der wie in Frescobaldis Orgelsätzen rasche und langsame Sätze abwechseln. Nur ein Stück der Sammlung ist eine Suite. Nun erschien damals in Mainz eine Ausgabe der Klavierpartiten J. J. Frobergers, die die Form der Suite mit ihrer Folge von Allmande, Corrente, Sarabande, Gigue geschaffen hatten. Es ist nun interessant zu sehen, daß in Walthers Hortulus Chelicus von 28 Stücken 19 die Suitenform haben, wobei Walther manchmal die Allemande durch eine Arie ersetzt.

Johann Ondraček
Mit Walther, Herold, Feckler und Stulik war die Zeit des musikalischen Barocks in Mainz endgültig vorbei. Der neue Hofkapellmeister Lothar Franzens inaugurierte eine neue Epoche. Schon 1717 wurden zwei böhmische „Jagerhornisten“ in die Hofkapelle eingestellt, die ihrem Prager Herrn entlaufen waren. Da dies einige Schwierigkeiten machte und da der eine von ihnen sich nicht bewährte, schickte Lothar Franz den sehr begabten und fleißigen Jan Ondraček zur Ausbildung nach Würzburg, wo einer der Schönborn-Neffen die Fortschritte überwachte. Ondraček lernte bei Fortunato Chelleri so gut, daß er bald Messen komponieren und aufführen konnte. 1724 hatte ihn Rudolf Franz Erwein v. Schönborn in seinem Schloß Wiesentheid und schrieb darüber an seinen Onkel Lothar Franz, daß er ihm „solchergestalten in gusto und facilität gefunden habe, wie es mir nit vorgestellet.“ Am 5. Mai kehrte Ondraček nach Mainz zurück, wo er in der Favorite „cum summa approbatione“ in einem großen Kreis von Kavalieren und Damen ein Konzert gab, dessen Musik als etwas „Rares“ empfunden wurde. Offenbar hörten die Mainzer Herrschaften zum ersten Mal anstatt der Barockmusik nun Töne der Vorklassik. Das einzige bis jetzt aufgefundene Werk Ondračeks ist eine Trio-Sonate ohne Generalbaßbegleitung. Die beiden Mittelsätze Menuett und Scharmanta Aria im herkömmlichen Stil sind von zwei Ecksätzen umrahmt, in der böhmische folkloristische Vitalität wie Frühlingsrauschen durch die barocke Repräsentanz stürmt.
(EMI Electrola 1 C 037-46 524)