1 LP - SAWT 9555-B - (p) 1969
1 CD - 8.43442 ZK - (c) 1986

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)






Sämtliche Orgelwerke - Zwei Kirchensonaten






Adagio und Allegro (Adagio) f-moll für eine Orgelwalze, KV 594



- Adagio - Allegro - Adagio

12' 42" A1
Kirchesonate F-dur für 2 Violinen, Baß (Violoncello) und Orgel, KV 244


- Allegro
5' 50" A2
Veroneser Allegro, KV 72a



- Molto Allegro

1' 18" A3
Leipziger Gigue in G, KV 574


- Allegro
2' 10" A4
Phantasie f-moll, KV 608


- Allegro - Andante - (Allegro)

12' 15"
B1
Kirchesonate C-dur für 2 Violinen, Baß (Violoncello) und Orgel, KV 328 (317c)



- Allegro
5' 00" B2
Andante für eine Walze in eine kleine Orgel F-dur, KV 616


- Andante Ursprünglich: Larghetto
7' 10"
B3




 
Herbert Tachezi, Orgel (erbaut um 1800) der Basilika Maria Treuin Wien, Piaristenkirche

Alice Harnoncourt, Walter Pfeiffer, Barockvioline (Jacobus Stainer, Absam 1665)
Walter Pfeiffer, Barockvioline (Matthias Albanus, Bozen 1712)
Nikolaus Harnoncourt, Barockcello (Andreas Castagneri, Paris 1744)
 
Luogo e data di registrazione
Basilika Maria Treu, Vienna (Austria) - 1-4 marzo 1969
Registrazione live / studio
studio
Producer / Engineer
Wolf Erichson
Prima Edizione CD
Teldec - 8.43442 ZK - (1 cd) - 47' 09" - (c) 1986 - ADD
Prima Edizione LP
Telefunken "Das Alte Werk" - SAWT 9555-B - (1 lp) - 47' 09" - (p) 1969


Die abwechslungsreiche Zusammenstellung diser Schallplatte mit Mozart-Orgelwerken bringt drei Kompositionen für eine Orgelwalze, zwei Kirchesonaten und zwei kleine einsätzige Meisterwerke zu Gehör.
Am Ende seines Lebens erhielt Mozart den Auftrag, etwas für die Orgelwalze im Müllerschen Kunstkabinett des Grafen Deym in Wien zu screiben. 1790/91 gab er sich an diese Arbeit, die ihm wenig Freude, aber Geld einzubringen versprach. Er schrieb an seine Frau: "Ich habe mir so fest vorgenommen, gleich das Adagio für den Uhrmacher zu schreiben, dann meinem lieben Weibchen etwelche Ducaten in die Hände zu spielen; that es auch - war aber, weil es eine verhasste Arbeit ist, so unglücklich, es nicht zu Ende bringen zu können - ich schreibe alle Tage daran - muss aber immer aussetzen, weil es mich ennuirt - und gewiss, wenn es nicht einer so wichtigen Ursache wegen geschähe, würde ich es sicher hanz bleiben lassen - so hoffe ich aber doch es so nach und nach zu erywingen..." Kaum hatte er angefangen, so geriet ihm die Komposition nicht nach Willkür, sondern es kam so, "dass der dämonische Geist seines Genies ihn in der Gewalt hatte, so dass er ausführen musste, was jener gebot", wie Goethe einmal von ihm sagte. Auf diese Weise ging die Musik weit über eine in Auftrag gegebene Gelegenheit hinaus. Nur das andante KV 616 wurde in verküryter Fassung auf die Walze einer Flötenuhr gestochen. Die beiden anderen Werke in f-moll schrieb Mozart in einem vierstimmigen, von einem bestimmten instrumentalen Klang abstrahierten Satz.
KV 594 beginnt mit einem Adagio im strengen Satz, und das folgende kutze Allegro ist ganz vom Gesetz der Sonatenform gebändigt. Dazu kommt noch die Ordnung der Dreiheit durch die Wiederholung des Adagio, das sich inhaltlich noch ausdrucksvoller erweitert und beruhigend abschließt.
In KV 608 geben die Bach' sche Polyphonie und der Toccatenstil mit Abwechslung von akkordischerm, subjektivem Ausdruck und streng polyphoner Fuge als Gegensatz dem Werk das Gespräge, wobei im Allegro die Dämonie des Don Juan sich nachwirkend mit überirdischer Gewalt geltend macht. Das Andante bringt auf erhöhter geistiger Ebene eine wehmütige Beruhigung, die in den anschließenden Variationen noch intensiviert wird. Eine Kadenz mit leidenschaftlicher Trillerbewegung leitet über in die Wiederholung des durch ein neues Gegenthems noch stärker dämonistierten Allegros, das bis zuletzt durch die tiefsinnige Leidenschaftlichkeit des späten Mozart erregt. Es ist bemerkenswert, daß beide Werke sich als Abschriften in Beethovens Nachlaß befanden und ihm in ihrer Eigenart bedeutsam erschienen sein müssen. Das Autograph ist nur von KV 616 erhalten, während die beiden anderen Handschriften verloren und nur in Abschriften und in sp#teren Ausgaben für Klavier zu zwei und vier Händen existieren. Die Kirchesonaten KV 244 und 328 von 1776 und 1799 sind in Mozarts Salzburger Zeit entstanden. Dort wurde damals beim Hochamt zwischen Gloria und Credo ein kurzes Instrumentalstück eingerfügt. Mozart schrieb für diesen Zweck 17 einsätzige Kirchensonaten, denen weniger ein kirchlicher Geist als eine allgemeine Fröhlichkeit und die rhzthmische wie klangliche Lebendigkeit weltlicher Instrumentalmusik innewohnt. Die beiden Sonaten in F-dur und C-dur sind im klassichen Sonatensatz mit zwei Themen, Durchführung und Reprise für 2 Violinen, Baß und Orgel geschrieben, wobei dem Orgelpart eine selbständige Stimmführung zugeteilt ist. Mozart ist an der Orgel gewiß darauf bedracht gewesen, sich einen Hauptanteil an der Musik zu sichern. Im Durchführungsteil wird musikalisch die Spannung durch eine gewisse Problematik der Empfindung erhöht und dann in der Reprise wieder ins Gleichgewicht gebracht.
Das Veroneser Allegro enstand 1769 auf der italienischen Reise in Verona, wo der 13jähige mit gr0ßer Bergeisterung aufgenommen wurde. Als er in S. Tommaso die Orgel spielte, zu der er nur gelangen konnte, indem die Patres ihn in ihre Mitte nahmen und so einen Weg durch die andrängenden Zuschauer bahnten, berichtete die Zeitung: "Da es vorbei war, war der Lärm noch frößer, denn jeder wollte den kleinen Organisten sehen." Damals wirde ein großes Bild Wolfgangs am Klavier in Öl gemalt. Der Maler Cignaroli hat die auf dem Notenpult aufgeschlagenen Noten so genau wiedergegeben, daß man darauf das "Veronerser Allegro" ablesen und annehmen kann, daß Mozart es damals auf der Orgel gespielt haben wird.
Die Leipziger Gigue ist eine musikalische Huldigung an den Genius loci - Johann Sebastian nach -, von dessen Musik Mozart in Leipzig 1789 einen entscheidenden tiefen Eindruck gewann, als er beim Besuch des damaligen Thomaskantors Johann Friedrich Doles auf dem Speicher der Thomasschule Bach'sche Motetten entdeckte. In einer freudigen und gehobenen Stimmung schrieb er seinem Gastfreund, dem Horforganisten Engel, mit dem Worten: "Zum Zeichen wahrer ächter Freundschaft und Liebe" die Noten dieser Gigue ins Stammbuch. Ohne eine Bach'sche Stilkopie zu liefern, ist es ein Meisterstück an kontrapunktischer Freiheit des Spiels mit dem Thema, der rhzthmischen und harmonischen Überraschungen und originellen Einfälle des Mozart'schen Geistes.
Otto von Irmer

Nikolaus Harnoncourt (1929-2016)
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