|
1 LP -
AVRS
6306 - (rec) 1963*
|
 |
1 LP -
BG 676 - (c) 1965 |
 |
1 CD -
423 419-2 - (c) 1987 |
|
Henry Purcell
(1659-1695)
|
|
|
|
|
|
|
|
Sämtliche
Fantasien für 3 bis 7 Violen da Gamba |
|
|
|
- Fantasia
(1), dreistimmig
|
|
2' 41"
|
A1 |
- Fantasia (2), dreistimmig |
|
3' 05" |
A2 |
- Fantasia (3),
drestimmig |
|
2' 11" |
A3 |
- Fantasia (8), vierstimmig -
10. Juni 1680 |
|
3' 44" |
A4 |
- Fantasia (9), vierstimmig - 11
Juni 1680
|
|
2' 57" |
A5 |
- Fantasia (4), vierstimmig - 14. Juni
1680
|
|
3' 28" |
A6 |
- Fantasia (10), vierstimmig - 19. Juni
1680
|
|
4' 27"
|
A7 |
- Fantasia (5), vierstimmig - 22. Juni
1680
|
|
4' 07" |
A8 |
- Fantasia (11), vierstimmig - 23. Juni
1680 |
|
3' 30" |
B1 |
- Fantasia (6), vierstimmig - 30. Juni
1680 |
|
4' 10" |
B2 |
- Fantasia (7), vierstimmig - 19.
August 1680 |
|
3' 38" |
B3 |
- Fantasia (12), vierstimmig - 31.
August 1680 |
|
3' 37" |
B4 |
- Fantasia(13),
fünfstimmig - Upon One Note |
|
2' 44" |
B5 |
- Fantasia (14),
sechstimmig - In Nomine |
|
2' 09" |
B6 |
- Fantasia (15), siebenstimmig -
In Nomine |
|
3' 28"
|
B7 |
|
|
|
|
CONCENTVUS
MVSICVS, Ensemble für alte Musik |
INSTRUMENTARIUM: |
|
-
Alice Harnoncourt
|
Pardessus
de Viole, Ludovicus Guersan, Paris
1742
|
|
-
Nikolaus Harnoncourt |
Diskant
Viola da Gamba, Matthias Albanus,
Bozen um 1660 |
|
-
Elli Kubizek |
Diskant
Viola da Gamba, Jacob Weiß,
Salzburg 1714 |
|
-
Ernst Knava |
Tenorviola,
Marcellus Hollmayz, Wien 17. Jh. |
|
-
Hermann Höbarth |
Tenor
Viola da Gamba, Brescia, Ende des
16. Jhs. |
|
-
Josef de Sordi |
Baß
Viola da Gamba, Jacob Precheisn,
Wien 1670 |
|
-
Kurt Theiner |
Baß
Viola da Gamba, deutsch, um 1760 |
|
Luogo e data
di registrazione
|
Casino Baumgarten, Vienna
(Austria) - febbraio 1963* |
Registrazione
live / studio
|
studio |
Producer / Engineer
|
-
|
Prima Edizione
CD
|
Amadeo "Classic sound" - 423
419-2 - (1 cd) - 51' 09" - (c) 1987 -
AAD
|
Prima
Edizione LP
|
-
Amadeo - AVRS 6306 - (1 lp) - 51'
09" - (rec) 1963*
- Vanguard "The Bach Guild" - BG 676
(mono) / BGS 70676 (stereo) - (1 lp) -
51' 09" - (c) 1965
|
Nota |
* I
riferimenti al luogo di
registrazione ed alla data di
pubblicazione non sono riportati
nelle note a corredo del disco ma
sono desunti nei seguenti testi:
""Die Seltsamsten Wiener der Welt"
(Mertl, Turković, Residenz
Verlag,2003 ) e "Wir sind eine
Entdeckergemeinschaft" (A. &
N. Harnoncourt, Residenz Verlag,
2017). |
|
Notes
|
Vom Ende des l6. bis zum
Ende des 17. Jahrhunderts war England
eines der wichtigsten Zentren
europäischer Musik. Von Anfang an hatte
man hier ein besonderes Gefühl für den
Klang, für reiche Harmonik, für
raffinierte lnstrumentalkombinationen.
Während in Italien, dem anderen großen
Musikzentrum jener Zeit, die
extrovertiert-konzertante Streichermusik
entstand, wobei die Geige ihren
Siegeszug antrat, widmete man sich in
England ganz der intimen Kammermusik.
Das ist nicht zuletzt ein soziologisches
Phänomen. Die Musikkultur Italiens
basierte auf dem
Repräsentationsbedürfnis der Fürsten,
spiegelte auch in der Kirche und Oper
Pracht und Glanz jener Zeit. - Englands
Stellung zur Musik war zu jener Zeit
eine ganz andere. Weite Schichten des
Volkes pflegten mit Leidenschaft und
Sachkenntnis Hausmusik; ein besserer
Haushalt mußte einen Satz Violen da
Gamba (a chest of Viols) besitzen; in
jeder Friseurstube hing eine Laute,
damit sich die Kunden damit die Zeit
vertreiben konnten. Viele Mitglieder des
Königshauses waren begeisterte Gambisten
oder Cembalospieler. Da sich also der
großte Teil auch des professionellen
Musizierens im kleinen Kreis abspielte,
waren die ,,stillen" Instrumente die
bevorzugten, Gambe, Laute und Flöte. In
England wurde die Gambe als
Soloinstrument entdeckt, hier entstand
im Laufe eines Jahrhunderts eine Fülle
von herrlichsten Kompositionen fur
Gambenensemble, stilisierte Tanzformen
uncl Fantasien. Der besondere, schwebend
durchsivchtige Ton dieser Instrumente,
die so hervorragend geeignet sind zur
klaren Zeichnung eines
kompliziert-polyphonen Satzes, aber auch
zu einem harmonischen
Verschmelzungsklang von unglaublicher
Schönheit, hatte die englischen
Komponisten zu den herrlichsten
Schöpfungen angeregt. Dieser Musik ist
in ihrer klanglichen und stilistischen
Geschlossenheit nur die Blüte des
Streichauartetts zur Zeit der Wiener
Klassik vergleichbar. Eine besonders
liebenswerte Form der Fantasia waren die
sogenannten ,,In Nomines". Bei diesen
Stücken spielte eine Instrument eine Art
Cantus firmus, der zum erstenmal um 1540
von John Taverner in einem Gambenstück
verwendet wurde. Einer der Gründe dieser
Technik dürfte wohl sein, daß man dem
Hausherrn oder Mäzen einer
Musiziergesellschaft, der wohl gerne
mitspielte, großen technischen
Schwierigkeiten aber nicht gewachsen
war, eine leicht ausführbare Stimme
zuteilen konnte.
Die Gambenfantasien Purcells, die
letzten Werke, die für Gambenensemble
geschrieben wurden, sind der großartige
Schlußakkord dieser Entwicklung. Purcell
schrieb sie mit 22 Jahren innerhalb
weniger Monate, sie sind seine einzigen
Werke für diese Besetzung. Die
technischen und klanglichen
Möglichkeiten der Garnbe werden bis zur
letzten Konsequenz ausgenützt. Der
Fantasienzyklus, dessen Reihentolge
durch die genaue Datierung vieler
Fantasien gegeben ist, dürfte noch
größer geplant gewesen sein, da nach der
fünfstimmigen Fantasie die Bemerkung
steht: hier folgen die sechs-, sieben-
und achtstlmmigen Fantasien -, der
Zyklus endet aber nach der
siebenstimmigen Fantasie. Die Fantasien
Purcells dürften zu ihrer Zeit nicht
sehr bekannt gewesen sein, da sie nur im
Autograph des Komponisten überliefert
sind. Vielleicht waren sie auch gar
nicht zur Verbreitung gemeint, da diese
Besetzung und dieser Stil damals schon
aus der Mode waren. Sie sin eine geniale
Mischung von historisierendem und
revolutionärem Geist. Die bewußte
Rückschau zeigt sich besonders aus einer
thematischen Verflechtung mit einem viel
früheren Hauptwerk dieser Gattung:
Dowlands Lachrimae von 1605. Besonders
in den letzten Fantasien Purcells finden
sich viele Zitate daraus, die Purcells
Fantasien als eine Art Apotheose
Dowlands erscheinen lassen.
Nikolaus
Harnoncourt
|
|
Nikolaus
Harnoncourt (1929-2016)
|
|
|
|